Page 16 - AWO-Spiegel 02/21
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   Auch die Jugendlichen kamen regelmäßig separat zu- sammen und konnten sich somit schon vor dem Ein- zug kennenlernen – das hat allen sehr geholfen und das Gemeinschaftsgefühl von Anfang an gefestigt. Dieses Vorgehen hat mir sehr gefallen und mich dar- in bestärkt, dass dieses Projekt das Richtige für Mar- vin ist. Wir konnten uns in allen Punkten einbringen, von der Betreuung bis zum Essen und der Einrichtung
" Naturlich gibt es auch manchmal
Streit - eben wie in einer normalen
Familie!"
der Wohnungen. Auch heute bestehen noch enge und tolle Beziehungen innerhalb der Elternschaft, alle bringen sich nach wie vor ein.
Marvin, würdest du wieder in diese WG ziehen?
Marvin: Ja, wir verstehen uns alle super. Natürlich gibt es auch manchmal Streit, aber dann sprechen
" Marvin hat sich von mir entfernt.
Das ist das Schonste fur mich"
wir und alles ist wieder gut. Wie in einer richtigen Familie, denn wir sind eine Familie. Außerdem unter- nehmen wir immer sehr viel: Wir gehen in den Zoo, ins Phantasialand oder zu Sportveranstaltungen und feiern alle Geburtstage. Hier ist mein Zuhause, meine Wohnung. Bei meiner Oma ist mein zweites Zuhause.
Und wie fühlt es sich für Sie als Oma an, dass Mar- vin jetzt in der WG „Junges Wohnen“ sein Zuhause gefunden hat?
Maria: Es war von mir ein bewusst vorbereiteter, ge- planter Prozess. Marvin wurde im Jahr 2001 geboren. Seit seinem 14. Lebensjahr bin ich als seine Oma sei- ne gesetzliche Betreuerin. 2017, an seinem 16. Ge- burtstag, habe ich mir intensiv Gedanken gemacht und stellte mir die Frage, was mit Marvin passieren würde, wenn ich irgendwann nicht mehr da sein soll- te. Ich bin sehr glücklich, dass Marvin hier wohnt. Ich erinnere mich genau, als er bei mir war und sagte: „So Oma, ich fahre jetzt wieder in meine Wohnung, ich fahre nach Hause.“ Da wusste ich, wir beide ha- ben alles richtig gemacht. Ich freue mich auch, wenn Marvin mich anruft und sagt, dass er leider nicht kommen kann, weil es eine WG-Fete oder ähnliches gibt. Er führt jetzt sein eigenes Leben, obwohl wir natürlich noch sehr verbunden sind. Das macht mich unbeschreiblich glücklich.
Inwieweit hat sich Marvin verändert, seit er hier wohnt?
Maria: Mir war wichtig, dass mein Enkel hier Unter- stützung erhält und selbstständiger wird. Und das ist total gelungen. Inzwischen nimmt er selbstständig die Bahn und fährt ganz alleine zu mir. Auch zum Sportstudio und zu anderen Freizeitaktivitäten fährt er inzwischen ohne fremde Hilfe. Das wäre früher un- denkbar gewesen. Ich glaube, es tut ihm auch gut,
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