(E.W.-H./keh) Alleinerziehende und deren Kinder sind in Nordrhein-Westfalen besonders armutsgefährdet. Rund ein Fünftel aller Familien sind Ein-Eltern-Familien. 40 Prozent von ihnen leben von Hartz IV, 60 Prozent aller Alleinerziehenden, die auf Transferleistungen angewiesen sind, haben keinen Berufsabschluss und somit auch keine Perspektive, sich und die Kinder finanziell zu versorgen. Das muss sich nach Ansicht der Arbeiterwohlfahrt dringend ändern. „Um Kinderarmut wirksam zu bekämpfen, müssen wir Alleinerziehende stärken und gezielt unterstützen“, so Jürgen Otto, Geschäftsführer der AWO NRW.
Die 37-jährige Mariana Rosca (r.) berichtete bei der Auftaktveranstaltung zur Aktionswoche von den Problemen, die sie als Alleinerziehende bei der Arbeitssuche hat. (Foto: keh)
„Super Mom oder Dad“ lautete daher das Motto einer landesweiten Aktionswoche zur Unterstützung Alleinerziehender, die die Landesarbeitsgemeinschaft AWO NRW initiiert und an der sich auch die AWO Düsseldorf mit Bildungs- und Informationsangeboten beteiligt hat. Ziel der Aktionswoche war es, die Bevölkerung und vor allem auch Arbeitgeber*innen auf die Situation Alleinerziehender aufmerksam zu machen und für mehr Verständnis und Solidarität zu werben.
Bereits bei der Auftaktveranstaltung wurde deutlich, wie schwer es für Alleinerziehende ist, einen geeigneten Arbeitsplatz zu finden. Sie müssen ihre Alltagsprobleme alleine bewältigen, müssen einen Arbeitgeber finden, der das Mutter/Vatersein nicht als Ausschlusskriterium sieht und für eine passende Kinderbetreuung muss gesorgt werden.
Gabriele Schmitz, Hauptabteilungsleiterin in der Berufsbildungszentrum gGmbH der AWO Düsseldorf, organisierte die Teilnahme des Düsseldorfer Kreisverbandes an der Aktionswoche. (Foto: keh).
Besonders für Frauen mit Migrationshintergrund ist es sehr schwer, Kinderbetreuung, Haushalt und die eigene schulische oder berufliche Entwicklung unter einen Hut zu bringen. Sie brauchen deshalb kompetente Anlaufstellen, die sie beraten und unterstützen. Darüber hinaus sind Alleinerziehende auf flexible Arbeitszeiten angewiesen, die die Vereinbarkeit von Beruf und Kindererziehung erleichtern. Auch auf eine verlässliche Kinderbetreuung sind gerade berufstätige Alleinerziehende zwingend angewiesen.
Um den Frauen den Einstieg ins Berufsleben zu erleichtern, hatte die AWO Berufsbildungszentrum gGmbH im Rahmen der Aktionswoche beispielsweise ein Bewerbungscoaching organisiert. Die hochmotivierten Mütter mit und ohne Migrationshintergrund lernten dort, was sie bei einer Bewerbung beachten müssen, damit diese erfolgreich ist. Auch über die Möglichkeit einer Berufsausbildung in Teilzeit wurden die Teilnehmerinnen ausführlich informiert. Die AWO Berufsbildungszentrum gGmbH hat bereits vor Jahren mit viel Erfolg eine Maßnahme aufgelegt, die Menschen unterstützt, die eine Ausbildung in Teilzeit anstreben oder absolvieren.
Bei einem Workshop arbeiteten die Frauen zum Thema Selbstbehauptung von Frauen im Berufsleben. (Foto: E.W.-H.)
„Beratung und Begleitung der Alleinerziehenden ist sehr wichtig, damit sie auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß fassen können. Wir vermitteln ihnen das Gefühl des aufgehoben seins. Das ist wichtig für die Frauen, damit sie selbstbewusst ihren Weg gehen können“, erklärt BBZ Hauptabteilungsleiterin Gabriele Schmitz. Sie hat für die AWO Düsseldorf die Aktionswoche vorbereitet und begleitet und zeichnet auch für die Maßnahme "Teilzeitausbildung - Einstieg begleiten - Perspektiven öffnen (TEP)" verantwortlich, die die AWO Berufsbildungszentrum gGmbH seit einigen Jahren mit viel Erfolg anbietet.
„Wie kann ich mich als Frau im Berufsleben behaupten?“ Diese Frage stand im Mittelpunkt eines Workshops, der ebenfalls im Aktionszeitraum stattfand. Die Teilnehmerinnen beschäftigten sich mit Strategien, den Berufsalltag selbstbestimmt und selbstbewusst zu gestalten. Dazu gehörte auch die Auseinandersetzung mit den persönlichen Grenzen, die oft schwer zu erkennen sind, aber dennoch akzeptiert und ernstgenommen werden müssen.
Vor allem Frauen mit Frau mit Migrationshintergrund kamen zum Workshop. (Foto: E.W.-H.)
In Rollenspielen konnten sie geeignete Strategien für erfolgreiche Vorstellungsgespräche und selbstbewusstes Verhalten am Arbeitsplatz einstudieren. Eine Herausforderung hierbei war für viele Teilnehmerinnen allerdings die deutsche Sprache. Wegen der sehr unterschiedlichen sprachlichen Voraussetzungen wurden die Workshop-Teilnehmerinnen in Kleingruppen aufgeteilt. So konnten sie besser an ihrer Sprachkompetenz feilen.
Den Abschluss der Düsseldorfer Aktionswochen bildete ein Austauschtreffen von Alleinerziehenden im trägerübergreifenden Stadtteiltreff „Die Wohnung“ am Hassler Richtweg. Bei Kaffee und Keksen konnten die Teilnehmerinnen miteinander ins Gespräch kommen und sich besser kennenlernen. Sie stellten fest, dass sie mit ihren Problemen nicht allein stehen.
Besonders entlastend war für die Mütter, dass sie sich währenddessen um ihre Kinder keine Sorgen machen mussten. Während der Seminarzeiten wurden diese professionell und liebevoll von einer Erzieherin betreut.
Muna Hischma, Mitglied der Arbeitsgruppe Alleinerziehende AWO NRW, präsentiert das Positionspapier der AWO NRW zum Thema. Rechts im Bild Jürgen Otto, Geschäftsführer der AWO NRW. (Foto: Klaus Neubauer)
Das Thema Unterstützung für Alleinerziehende wird die AWO in NRW auch künftig noch weiter beschäftigen. Unter dem Titel „Solidarität ist unsere Stärke: Alleinerziehende nicht alleine lassen!“ hat die AWO NRW ein Positionspapier verfasst, das konkrete Forderungen
an die Politik stellt. Die Abschaffung des Ehegattensplittings gehört ebenso dazu wie das Recht, nach der Familienphase von Teil- auf Vollzeit aufzustocken. Zudem fordert die AWO eine Kindergrundsicherung von monatlich 572 Euro, die alle sonstigen Leistungen wie Kindergeld, Unterhaltsvorschuss etc. zusammenfasst.