Der lange Weg zur Normalität

AWO Düsseldorf eröffnet Beratungsstelle für Regenbogenfamilien

(kws) Darauf haben Regenbogenfamilien in Düsseldorf und Umgebung lange gewartet: Familien, bei denen mindestens ein Elternteil lesbisch, schwul oder transgender ist, finden ab sofort auch in der Landeshauptstadt eine Beratungsstelle speziell für ihre Belange. Das Besondere: Die neue Fachstelle an der Schloßallee 12c ist der dortigen Erziehungsberatung der AWO angegliedert. Die Beratung von klassischen und Regenbogenfamilien kann so auf hohem fachlichen Niveau kombiniert und vernetzt werden. „So können wir Regenbogeneltern niedrigschwellig das gesamte Spektrum an Hilfen für Familien vermitteln“, sagt Klaus Trömer, Leiter der Erziehungsberatung der AWO Familienglobus gGmbH in Eller.

Bei der Vorstellung der neuen Fachstelle mit dabei: (v.l.) Michaela Herbertz-Floßdorf (Landesarbeitsgemeinschaft Regenbogenfamilien), Vivian Donner (AWO-Fachberaterin) und Klaus Trömer (Leiter der AWO Erziehungsberatung in Eller). Foto: kws

"Wir sind sehr stolz und froh, dass die neue Beratungsstelle bei der AWO angesiedelt ist“, betont Kreisgeschäftsführer Michael Kipshagen. „Die Förderung alternativer Lebenskonzepte ist ein integraler Bestandteil des AWO Leitbilds und gleichzeitig unser sozialpolitischer Auftrag, Diskriminierung und Vorurteile in der Gesellschaft abzubauen.“

Mit Vorurteilen haben Regenbogenfamilien tatsächlich täglich zu kämpfen. Fragen nach der biologischen Elternschaft sowie bürokratische Hürden zum Beispiel bei der Adoption machen homosexuellen Paaren und deren Kindern häufig das Leben schwer. „Oft müssen die Kinder erklären, warum sie zwei Mütter oder Väter haben und ob ihnen nicht ein Vater oder eine Mutter fehlen“, sagt Fachberaterin Vivian Donner. „Dabei“, so die 49-jährige Diplom-Sozialpädagogin, „fehlt den Kindern gar nichts.“
Deshalb richtet sich die Fachstelle mit ihren Info-Veranstaltungen, Fortbildungen und einem Fachtag im kommenden Frühjahr auch an Mitarbeitende in Schulen und Kitas. „Sie können den Kindern offen vermitteln, dass Regenbogenfamilien ganz normal sind“, so Donner.

Initiiert wurde die neue Fachstelle von der Landesarbeitsgemeinschaft Regenbogenfamilien. „Wir wollten unbedingt einen Träger damit betrauen, der die Offenheit tatsächlich lebt und sie zu seinen Statuten zählt - und das ist die AWO“, erklärt LAG-Sprecherin Michaela Herbertz-Floßdorf. Und auch Ursula Holtmann-Schnieder, Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses der Stadt Düsseldorf, ist sich sicher: „Die Fachstelle ist absolut notwendig.“ Kurz nach der Kommunalwahl 2014 kamen die Ampelfraktionen im Düsseldorfer Rathaus daher überein, die nötigen Mittel für die neue Fachstelle bereitzustellen. Mit jeweils 74.000 Euro wird das Angebot in den kommenden beiden Jahren von der Stadt unterstützt.

Langfristig jedoch, so hoffen alle Beteiligten, werden auch Regenbogenfamilien ganz normaler Teil der Familienvielfalt sein.

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