(keh) Er war Sozialdemokrat aus tiefster Überzeugung und hat dafür mit seinem Leben bezahlt. Er gehörte 1920 zu den Mitbegründern des Düsseldorfer Kreisverbandes der Arbeiterwohlfahrt, dessen erste Vorsitzende seine Frau Hedwig wurde. Er saß neben AWO-Gründerin Marie Juchacz als Abgeordneter im Reichstag und stemmte sich gegen das Ermächtigungsgesetz der Nationalsozialisten, die er mit aller Macht zu bekämpften suchte. Nach der Machtergreifung durch die Nazis wurde er aus dem öffentlichen Dienst entlassen, in „Schutzhaft“ genommen, später ins Konzentrationslager Sachsenhausen verlegt, wo er am 10. Oktober 1944 unter ungeklärten Umständen verstarb.
Paul Gerlach (links im Bild als junger Mann), war ein aktiver Sozialdemokrat und gehört 1920 zu den Mitbegründern der AWO Düsseldorf.
Nun erinnerten Vertreterinnen und Vertreter der AWO Düsseldorf, der Düsseldorfer SPD sowie Bürgerinnen und Bürger aus Unterrath an den großen Demokraten Paul Gerlach. Vor dem Haus an der Unterrather Straße 185, dem letzten Wohnsitz Gerlachs in Düsseldorf, wurde ein Stolperstein verlegt, der an sein Leben und Wirken erinnert. Den Stein hat Dr. Harry Fuchs gespendet. Der Sozialexperte, langjährige stellvertretende Vorsitzende des DRK-Kreisverbandes Düsseldorf und des Kreisvorstands der Gewerkschaft ÖTV hatte anlässlich seines 70. Geburtstags auf Geschenke verzichtet und seine Gäste stattdessen um Spenden für diese Aktion gebeten.
Zur Gedenkfeier an der Unterrather Straße 185, dem letzten Wohnsitz Gerlachs in Düsseldorf, versammelten sich viele Mitglieder der AWO, der SPD sowie Menschen aus dem Stadtteil. Unser Foto zeigt (von links): Angelika Wien-Mroß und Helga Leibauer, Jürgen Jansen, Geschäftsführer der AWO VITA gGmbH, Dr. Bastian Fleermann, Leiter der Mahn- und Gedenkstätte, Andreas Rimkus, Vorsitzender der Düsseldorfer SPD und Mitglied des Bundestags, sowie Norbert Roß, Leiter des Paul-Gerlach-Hauses der AWO VITA gGmbH, einem Wohnheim für Menschen mit psychischen Behinderungen.
Andreas Rimkus, Vorsitzender der Düsseldorfer SPD, Mitglied des Bundestags und der AWO Düsseldorf, nannte Paul Gerlach in seiner kurzen Ansprache einen „herausragenden Düsseldorfer Demokraten“. Sein Bild hänge neben dem von Otto Wels (SPD-Vorsitzender ab 1919 und 1939) im Vorraum des Fraktionssaals der SPD im Berliner Reichstagsgebäude. „Diese Namen sind für uns Ermahnung und Ermutigung. Ihr Mut ist uns Verpflichtung, auch heute konsequent gegen alle antidemokratischen Tendenzen vorzugehen“, so Andreas Rimkus.
Auch Dr. Bastian Fleermann, Leiter der Mahn- und Gedenkstätte, würdigte den „Multifunktionär“ Paul Gerlach als einen großen Demokraten seiner Zeit, der im Zuge der „Aktion Gitter“ von der Gestapo verhaftet und ins KZ deportiert wurde. „Wir sind es ihm schuldig, uns daran zu erinnern“, so Dr. Fleermann. Die Verfolgung und der Tod Paul Gerlachs seien allerdings kein „Schicksal“ – also keine göttliche Fügung – sondern von Menschen geschaffenes Unrecht. Ein Unrecht, das nicht in Vergessenheit geraten dürfe.
Auch Paul Saatkamp, Ehrenvorsitzender der AWO Bezirk Niederrhein, war zur Gedenkfeier gekommen. Im Anschluss unterhielt er sich intensiv mit Dr. Harry Fuchs, der den Stolperstein für Paul Gerlach gestiftet hat. (Fotos: ksbe)