Fachtagung „Wohnungspolitik“ im Ernst-und-Berta-Grimmke-Haus

Oberbürgermeister Geisel referierte zu wohnungspolitischen Fragen

(kjp) Die Wohnungssituation in Düsseldorf ist angespannt. Menschen mit mittlerem oder kleinem Einkommen, Familien sowie Rentnerinnen und Rentner bekommen die schwierige Lage auf dem Wohnungsmarkt besonders zu spüren.

Die AWO Düsseldorf hat dies zum Anlass genommen, eine Fachtagung „Wohnungspolitik in Düsseldorf“ zu organisieren. Geladen waren Mitglieder sowie Freundinnen und Freunde der AWO, um im Ernst-und-Berta-Grimmke-Haus zusammen mit dem Düsseldorfer Oberbürgermeister Thomas Geisel und dem wohnungspolitischen Sprecher der SPD, Matthias Herz, über die Auswirkungen der aktuellen Entwicklungen zu sprechen.


V.l.n.r.: AWO Kreisgeschäftsführer Michael Kipshagen, Oberbürgermeister Thomas Geisel, AWO Kreisvorsitzender Karl-Josef Keil, Susanne Garn, stv. Leiterin des Büros des Oberbürgermeisters, und Bernd Flessenkemper, stv. AWO Kreisvorsitzender. (Fotos: kjp)

Der AWO Kreisvorsitzende Karl-Josef Keil begrüßte die Gäste und lobte, dass so viele Verantwortliche aus den AWO-Ortsvereinen gekommen waren.

Im Anschluss fasste AWO Kreisgeschäftsführer Michael Kipshagen die Wohnungsmarkt-Situation in Düsseldorf kurz zusammen: „Der Bedarf an seniorengerechtem Wohnraum wird bis 2020 stark steigen. Schon heute sind von 70.000 Seniorenhaushalten nur 4.000 Wohnungen barrierefrei. Diesen Anforderungen kann die Stadt mit ihren bisherigen Planungen nicht gerecht werden. Bis 2015 wird der Anteil der über 80-Jährigen laut Amt für Statistik der Stadt bei 36,8 % liegen.“

Ältere Menschen wollten heute zudem so lange wie es geht selbstbestimmt in der eigenen Wohnung leben und den Umzug in eine Pflegeeinrichtung möglichst lange hinauszögern. "Hier sind neue Lösungsansätze gefragt", betont Kipshagen, "die sich in den Konzepten der AWO zu ambulanten Wohnformen, Wohngemeinschaften oder im Quartiersgedanken wiederfinden." Doch habe die AWO in Düsseldorf vielfach das Problem, ihr Angebot dem steigenden Bedarf anzupassen, da die Grundstückspreise die Erweiterung des Portfolios schlichtweg nicht zulassen. „Wir können als Arbeiterwohlfahrt schlichtweg keine Wohnformen anbieten, die mehr als 11 Euro kalt pro Quadratmeter im Monat kosten. Hier finden sich unsere Kundinnen und Kunden nicht wieder, das ist nicht finanzierbar“, erläuterte Kipshagen.

Jürgen Jansen, Geschäftsführer der AWO VITA gGmbH, stellte aktuelle Projekte der AWO Düsseldorf aus dem Bereich des Seniorenwohnens vor. Jansen betonte ebenfalls, dass viele Planungen und Ideen schlichtweg an der mangelnden Finanzierbarkeit, bedingt durch die hohen Grundstückspreise, scheiterten. 


Die Stimmung war trotz des ernsten Themas gut: Michael Kipshagen, Thomas Geisel und Karl-Josef Keil führten durch die Veranstaltung. Im Anschluss wurde noch rege diskutiert.

Bei Neubauprojekten kämen noch Vorgaben hinzu, die auch Thomas Geisel als erschwerend anerkennt. Beim Bau von Seniorenwohnungen oder Seniorenheimen müssten Stellplätze mitgeplant werden. Die meisten Seniorinnen und Senioren brächten aber, erläutert Jansen, kein Fahrzeug mit in die neue Einrichtung, weshalb der Bedarf schlichtweg nicht da ist. Der Bau von Tiefgaragen oder Parkplätzen verursache somit weitere Kosten, die es Trägern schwermache, neu zu bauen. Hinzu kämen auch die enorm hohen Grundstückspreise in der Stadt.

Matthias Herz berichtete, dass im Kooperationsvertrag der Ampelkoalition die Schaffung von 10 % barrierefreiem, seniorengerechten Wohnraum festgelegt worden sei.  Man sei im Gespräch mit Wohnungsgenossenschaften und den Stadtwerken Düsseldorf, um neue Perspektiven für die anstehenden Herausforderungen zu entwickeln.


Matthias Herz, wohnungspolitischer Sprecher der SPD Düsseldorf, erläuterte die Wohnungspolitik der Ampelkoalition der nächsten Jahre.

Geisel berichtet weiter, dass strategisch in der Stadt „Innenverdichtung vor Außenbebauung“ gelte. Leerstehende Gewerbeimmobilien sollen auf die Möglichkeit der Umwandlung in Wohnraum geprüft werden. Zudem bieten einige Industriebrachen im Stadtgebiet das Potenzial, nach entsprechender Sanierung, als Grundstücke für neue Wohnprojekte infrage zu kommen. Auch städtische Wohnimmobilien, im Besitz oder unter Verwaltung der Stadtwerke, sollen zukünftig wieder stärker in den Fokus gerückt werden. Viele Wohnungen haben massiven Renovierungsbedarf. „Hier arbeiten wir mit Hochdruck an Lösungen“, verspricht Geisel.

Im Anschluss an die Ausführungen der Podiumsgäste wurde untereinander rege weiterdiskutiert. Viele Mitglieder gaben dem Oberbürgermeister Hinweise, welche städtebaulichen Themen gerade aus Sicht der AWO-Basis in der Stadt brennen. 

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