„Wir dürfen nicht aufhören zu erinnern. Es darf nicht in Vergessenheit geraten, was meiner Familie und all den anderen Opfern rechter Gewalt angetan wurde.“ Mit bewegenden Worten erinnerte Özlem Genç beim Fachtag der Düsseldorfer Integrationsagenturen im Gerhart-Hauptmann-Haus an die schrecklichen Ereignisse vom 29. Mai 1993. Damals hatten Neonazis das Haus der türkischstämmigen Familie in Solingen in Brand gesetzt. Fünf Familienangehörige starben, 14 weitere erlitten zum Teil lebensgefährliche Verletzungen. Der Brandanschlag, einer der schlimmsten rassistischen Anschläge in der Geschichte der Bundesrepublik, jährt sich nun zum 30. Mal. Für das Netzwerk der Düsseldorfer Integrationsagenturen Anlass, sich beim diesjährigen Fachtag noch einmal intensiv mit den Ursachen und Hintergründen von Fremdenfeindlichkeit zu befassen.
Rund 100 Vertreter*innen aus Politik, Zivilgesellschaft, Wohlfahrtsverbänden, Verwaltung und Polizei erörterten in Vorträgen und Podiumsdiskussionen unter anderem mögliche Lehren aus dem verheerenden Anschlag in Solingen sowie den Umgang mit Rassismus und rechtspopulistischen Tendenzen in unserer Gesellschaft.
„Ich bin sehr dankbar für das große Engagement der Integrationsagenturen im Kampf gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit“, betonte Bürgermeisterin Klaudia Zepuntke in ihrem Grußwort und lobte „die hervorragende Arbeit des Netzwerks“. Dem pflichtete auch Barbara Both bei. Die Referatsleiterin im zuständigen NRW-Integrationsministerium wünschte sich eine ähnlich erfolgreiche Zusammenarbeit auch in anderen Städten des Landes. Michael Schmidt, Sprecher der liga wohlfahrt düsseldorf, hob besonders das Verbindende und Versöhnende der verschiedenen Religionen und Kulturen hervor. Sein Appell an die Gesellschaft erinnert an die Worte von Mevlüde Genç, die bei dem Brandanschlag zwei Töchter, zwei Enkelinnen und eine Nichte verlor: „Lassen wir den Hass nicht Eingang finden in unsere Herzen.“
Einigkeit herrschte im Plenum auch beim Blick auf die künftigen Arbeitsschwerpunkte: Die Bekämpfung von Rassismus und Menschenfeindlichkeit ist eine gemeinsame Aufgabe von Staat und Zivilgesellschaft und muss noch stärker in den Fokus gerückt werden.