„Ich bin Migrantin aus Düren“

Fachtag „Migrantinnen im Ehrenamt – in Düsseldorf engagiert“

(eh) Samira Khalkaoui ist 38 Jahre, hat drei Kinder und einen Migrationshintergrund.  „Ich bin in Düren geboren. Mein Vater ist 1964 als Gastarbeiter aus Marokko nach Deutschland gekommen“, erzählt sie. Ihre Erziehung und ihr Glaube haben sie bewogen, sich für andere zu engagieren. Seit 2010 arbeitet sie daher ehrenamtlich bei der Arbeiterwohlfahrt Düsseldorf: „Ich gebe Orientierungshilfe bei Behördenangelegenheiten, berate  und übersetze, helfe beim Ausfüllen von Formularen und bin überall, wo ich gebraucht werde.“

 

Samira Khalkaoui, die ihre familiären Wurzeln in Marokko hat, Maria Gus, gebürtige Ukrainerin, sowie Georgina Yeboah aus Ghana berichteten auf dem Fachtag von ihrer Motivation, sich ehrenamtlich zu engagieren. (Foto: Schön)

Dass Migranten sich ehrenamtlich in einem Wohlfahrtverband oder bei einem kirchlichen Träger engagieren, ist relativ selten. Warum dies so ist, darauf versuchte nun der Fachtag „Migrantinnen im Ehrenamt – in Düsseldorf engagiert“ eine Antwort zu geben. Eingeladen zu diesem Austausch von Meinungen und Erfahrungen hatte die Liga der Wohlfahrtsverbände in Düsseldorf. Rund 40 Migrantinnen aus den unterschiedlichsten Herkunftsländern waren der Einladung gefolgt.


     
Kreisgeschäftsführer Michael Kipshagen, derzeit Sprecher der Liga der Wohlfahrtverbände in der Landeshauptstadt, begrüßte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Fachtags. Diplom-Soziologin Susanne Huth, Mitarbeiterin der INBAS Sozialforschung GmbH, hielt ein einführendes Referat mit dem Titel „Ehrenamt und engagierte Migrantinnen in Deutschland“. (Fotos: eh)

Bevor sich die Teilnehmer des Fachtags inhaltlich mit dem Thema auseinandersetzten, begrüßte AWO-Kreisgeschäftsführer Michael Kipshagen die Teilnehmer. Unter ihnen Michael Esser, Vorstand des Düsseldorfer Caritasverbandes, Thorsten Nolting, Vorstand der Diakonie in Düsseldorf, sowie Angela Hebeler, Ratsfrau der Grünen im Düsseldorfer Stadtrat.

 


 
Interessiert lauschten die Teilnehmerinnen dem Vortag der Referentin.

Wie Michael Kipshagen erläuterte, haben rund 35 Prozent der Düsseldorfer Einwohner einen Migrationshintergrund. Die Zahl der Migranten, die sich ehrenamtlich bei Vereinen und Verbänden  engagieren, sei indes wesentlich geringer. Dies bedeute aber nicht, dass sich Menschen mit Migrationshintergrund tatsächlich weniger für das Gemeinwohl stark machten. Dies geschehe vielmehr meist auf informeller Ebene, also im Freundes- und Bekanntenkreis, in Migrantenorganisationen und ethnischen Netzwerken.



Auch Gruppenarbeit stand auf dem Programm. Hier diskutieren die Teilnehmer die Frage „Was würden Migrantinnen gerne tun? - Perspektiven und Ansätze zur Förderung von Engagement“.

Die Ursachen hierfür zu ergründen und möglichst auch zu beseitigen, müsse daher auch Ziel des Fachtages sein: „Wenn die ehrenamtliche Tätigkeit von Migrantinnen und Migranten ein Gradmesser für die gesellschaftliche Teilnahme ist, so muss es in unser aller Interesse sein, diesen Anteil mittelfristig zu erhöhen. Denn bürgerschaftliches Engagement integriert, bildet und vernetzt. Es dient also in gleichem Maße den Menschen, die von ehrenamtlicher Tätigkeit profitieren wie jenen, die ehrenamtlich für die Gesellschaft tätig sind.“

Ratsfrau Angelika Wien-Mroß bedankte sich in ihrem Grußwort in Namen des Integrationsausschusses der Landeshauptstadt für die Ausrichtung dieses Fachtags. Die Idee dafür ging auf die Kommission „Bildungsreihe für Frauen mit Migrationshintergrund“ zurück, deren Vorsitzende die engagierte Sozialdemokratin ist.

Referentin des Tages war Diplom-Soziologin Susanne Huth, Mitarbeiterin der INBAS Sozialforschung GmbH und eine der führenden Wissenschaftlerinnen, die sich seit Jahren intensiv mit der Frage beschäftigen, wie es mit der Gemeinwohlarbeit von Menschen mit Migrationshintergrund bestellt ist. In ihrem Impuls-Referat gab sie Einblick in die Engagementkultur von Menschen mit Migrationshintergrund. So spielten kulturelle Faktoren wie die Tradition des „Sich-füreinander-Engagierens“ eine große Rolle: Man kennt sich, man hilft sich bei Bedarf.  Typisch deutsche Formen des Engagements wie beispielsweise bei der Freiwilligen Feuerwehr seien in anderen Kulturen unbekannt und würden von Migranten daher als „geschlossene Gesellschaften“ empfunden.
Die Diplom-Soziologin benannte weitere Barrieren, die bürgerschaftliches Engagement verhindern und sprach über Möglichkeiten, wie die Wohlfahrtsverbände mehr Migrantinnen und Migranten für ein Ehrenamt gewinnen können. (weitere Informationen in der <media 1002 _blank - "Power Point Präsentation">Power-Point-Präsentation</media> von Frau Huth)
Die folgenden Workshops befassten sich mit den Themen
- Warum engagieren sich Migrantinnen?
Motivation und Zugang

- Wo sind institutionelle Hemmnisse für das Engagement von Migrantinnen?
Barrieren und Hemmschwellen

- Was würden Migrantinnen gerne tun?
 Perspektiven und Ansätze zur Förderung von Engagement.


 
Susanna Schön, Mitarbeiterin der „Initiative Ehrenamt – AWO-Agentur für bürgerschaftliches Engagement“, erläutert die Ergebnisse des Workshops „Warum engagieren sich Migrantinnen? Motivation und Zugang“.

Eine Zusammenfassung aller Workshop-Ergebnisse finden Sie (in PDF-Form) <media 1001 _blank - "SONSTIGES, Workshop-Ergebnisse-Web.pdf, 40 KB">hier</media>.

Zurück zur Übersicht