Kinder reagieren mit Angst und Schrecken

Frauenhaus-Leiterin Silvia Röck beim Fachtag "Häusliche Gewalt"

 

(E. W.-H.) Pädagoginnen und Pädagogen sind oft ratlos, wenn sie in Kindertagesstätten, Schulen oder Freizeiteinrichtungen Kindern begegnen, die häuslicher Gewalt ausgesetzt sind. Bei einem Fachtag, zu dem der Kriminalpräventive Rat der Landeshauptstadt Düsseldorf (KPR) eingeladen hatte, wurden in Vorträgen, Workshops und Beispielen aus der Praxis Hilfsmöglichkeiten vorgestellt. Auch Mitarbeitende der AWO Düsseldorf nahmen teil und gestalteten die Veranstaltung mit.

Der Bedarf ist offensichtlich groß, denn die angebotenen Plätze des Fachtages waren schnell ausgebucht: Rund 80 pädagogische Fachkräfte aus städtischen, privaten und trägerbasierten Kindertagesstätten waren der Einladung gefolgt. Eröffnet wurde die Veranstaltung von Günter Karen-Jungen, Bürgermeister der Landeshauptstadt, mit den Worten: „Kein Kind sollte mit häuslicher Gewalt in Berührung kommen. Sollte es dennoch dazu kommen, müssen die Beteiligten die Warnhinweise erkennen und entsprechend handeln können. Dazu wird dieser Fachtag hilfreiche Informationen liefern.“



Fachleute beim Fachtag: (v. l.) Silvia Röck, Leiterin des Internationalen Frauenhauses der AWO Düsseldorf, Dr. Eberhard Motzkau, ehem. Leiter der ärztlichen Kinderschutz-Ambulanz am Ev. Krankenhaus, Dr. Stephan Keller, Ordnungsdezernent der Landeshauptstadt Düsseldorf und Vorsitzender des KPR, Carolin Feikes, Mitarbeiterin des Frauenhauses Düsseldorf, Luzia Kleene, Koordinatorin der Fachgruppe Häusliche Gewalt.

Die Notwendigkeit der Sensibilisierung und Unterstützung der Erzieherinnen und Erzieher wird durch die steigende Anzahl der Delikte belegt: Im vergangenen Jahr gab es in Düsseldorf rund 1450 Anzeigen wegen häuslicher Gewalt – in 60 Prozent der Fälle sind Kinder mit betroffen. Die Auswirkungen auf die kindliche Entwicklung sind immens, auch wenn sie nicht selbst misshandelt werden: Sie leben in Angst und Schrecken, schlafen meist schlecht, können Ernährungsstörungen entwickeln und die Verhaltensmuster zur Konfliktlösung von ihrer Umwelt übernehmen. Oft sind sie orientierungs- und ruhelos, neigen zu Gewaltanwendung und können sich in ihrer Entwicklung nicht voll entfalten.

Eine angemessene und behutsame Reaktion des pädagogischen Fachpersonals kann dazu beitragen, betroffene Kinder zu stärken und letztlich besser zu schützen. Doch es gibt kein Patentrezept. „Schon das regulierte Leben im Frauenhaus ist ein erster Schritt zur Entlastung der Kinder“, so Silvia Röck, Leiterin des Internationalen Frauenhauses der AWO Düsseldorf. Dr. Eberhard Motzkau, Arzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und ehemaliger Leiter der ärztlichen Kinderschutz-Ambulanz des Ev. Krankenhauses Düsseldorf, weist darauf hin, dass es viele Möglichkeiten zur fachlichen Unterstützung gibt. „Düsseldorf hat ein hervorragendes Netzwerk, das Opfern häuslicher Gewalt kompetente Unterstützung anbieten kann.“

Wer fachkundige Ansprechpartner sucht, ist mit der Handreichung der Fachgruppe Häusliche Gewalt des KPR gut bedient. Sie informiert über Hintergründe zu häuslicher Gewalt und mögliche Herangehensweisen zur Unterstützung betroffener Familien. Außerdem enthält sie Kontaktdaten der entsprechenden Facheinrichtungen in Düsseldorf. „Mit dieser Broschüre wollen wir Orientierung geben und Handlungsmöglichkeiten aufzeigen“, so Dr. Stephan Keller, Vorsitzender des KPR.


Zurück zur Übersicht