Rund 50 Kinder- und Jugendpolitiker sowie Praktiker der Jugendhilfe aus ganz Nordrhein-Westfalen haben sich auf Einladung der AWO in NRW und des Zukunftsforum Familie e.V. (ZFF) im Stadtmuseum Düsseldorf über die 'Kindergrundsicherung' informiert. Ihr Votum: Die Kindergrundsicherung ist eine gerechtere Form der Kinderförderung, verhindert Ausgrenzung und ist sozialpolitisch wie volkswirtschaftlich sinnvoll.
Die stellvertretende AWO-Landesvorsitzende und Landtagsabgeordnete Britta Altenkamp appellierte an alle politisch Verantwortlichen: "Damit alle Kinder - unabhängig vom Einkommen der Eltern - gleichermaßen Chancen auf Bildung, Teilhabe und ein selbstbestimmtes Leben haben, muss das Wohl der Kinder in den Mittelpunkt des Geschehens rücken! Mit der Einführung einer Kindergrundsicherung und Investitionen in die Betreuungs- und Bildungsinfrastruktur schaffen wir dafür die besten Voraussetzungen."
(v.l.n.r.): Jürgen Otto (AWO Niederrhein), Barbara König (ZFF), Britta Altenkamp (MdL, AWO NRW), Pfarrer Dr. Stefan Drubel (Ev. Kirche Rheinland) und Marlis Herterich (Kinderschutzbund NRW) fordern die Kindergrundsicherung.
Der dringende Handlungsbedarf steht dabei für sie außer Frage. Erst vor wenigen Tagen hat das Statistische Bundesamt in Wiesbaden erneut erschreckende Zahlen veröffentlicht: Das Armutsrisiko in Deutschland steigt. Aktuell leben mehr als 2,4 Millionen Kinder in Armut. Am meisten gefährdet ist die Gruppe der Alleinerziehenden mit Kindern.
Als geradezu beschämend bezeichnet Barbara König, Geschäftsführerin des Zukunftsforum Familie e.V. (ZFF), die Tatsache, dass der Bildungserfolg von Kindern in Deutschland nach wie vor in erster Linie von der sozialen Herkunft bestimmt wird. „Aber, statt für Abhilfe zu sorgen, beschließen die Koalitionspartner lieber das unsinnige Betreuungsgeld ", empört sich König, die darauf hofft, dass sich eine neue Bundesregierung im kommenden Jahr des Themas Kindergrundsicherung annimmt.
Auch von sozialwissenschaftlicher Seite wurde die Forderung nach einer Kindergrundsicherung während des Workshops untermauert. Prof. Dr. Ronald Lutz (Fachhochschule Erfurt) begründete die Notwendigkeit der Abkehr von der Eltern- zur Kindzentrierung in der Familienhilfe. Die positiven volkswirtschaftlichen und sozialpolitischen Aspekte der Kindergrundsicherung hob Prof. Dr. Stefan Sell (FH Koblenz/RheinAhrCampus Remagen) hervor.
Ihre Unterstützung im Projekt „Kindergrundsicherung“ sagten im abschließenden Round Table-Gespräch auch Jürgen Otto (AWO Niederrhein), Kirchenrat Pfarrer Dr. Stefan Drubel (Ev. Kirche im Rheinland) und Marlis Herterich (Vorsitzende Dt. Kinderschutzbund Landesverband NRW) zu. Die Evangelische Kirche im Rheinland und der Kinderschutzbund haben die Kindergrundsicherung ebenso wie die AWO bereits vom Grundsatz her beschlossen.
Was versteht das Bündnis unter der Kindergrundsicherung?
Die Kindergrundsicherung
- sichert mit 536 Euro das kindliche Existenzminimum und deckt einen Mindestkostenanteil für Bildung, Betreuung und Erziehung ab.
- unterliegt der Besteuerung und fördert daher alle Kinder entsprechend der finanziellen Leistungsfähigkeit ihrer Eltern.
- sorgt für mehr Gerechtigkeit und Transparenz und weniger Bürokratie.
- ersetzt alle bisherigen Familienleistungen wie Kinder- und Sozialgeld, Kinderzuschlag und Kinderfreibetrag.
- ist nach Ansicht des Bündnisses finanzierbar.
Der Systemwechsel in der Familienförderung ist dringend erforderlich, weil bislang
- Gutverdienende besser gefördert werden als Normalverdienende.
- Kindergeld auf das Sozialgeld angerechnet wird.
- die Hartz-IV-Regelsätze die Bedarfe von Kindern und Jugendlichen nicht abdecken.
- zu wenige Familien den komplizierten Kinderzuschlag erhalten.
Weitere Informationen zum Thema zum Thema unter www.kinderarmut-hat-folgen.de