(H.H.) „20 Jahre Kinderschutzfamilien der AWO Düsseldorf - das ist einerseits sicherlich ein Anlass zu feiern. Andererseits ist es kein Grund zur wirklichen Freude, denn insgesamt mussten in diesem Zeitraum rund 500 Kinder aus ihren Familien genommen und in Schutzfamilien untergebracht werden", sagte Karl-Josef Keil, stellvertretender Vorsitzender der Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Düsseldorf. Zum Jubiläum der Einrichtung hatte die AWO in den Gemeindesaal der Schlosskirche in Eller eingeladen.
Zur Einleitung spielte das „Unterbacher Ensemble", dem auch Petra Meiers (2.v. links) als Flötistin angehört. Sie ist seit 1991 Fachberaterin im Bereich Kinderschutzfamilien. Johannes Brecklinghaus und Roland Krüger komplettieren das Team.(Fotos: H.H. und W.S.)
Den Fürsorgebereich „Kinderschutzfamilien" hat die AWO Düsseldorf 1989 zunächst in einer zweijährigen Projektphase in Kooperation mit dem Jugendamt der Landeshauptstadt Düsseldorf entwickelt. Zwei Familien nahmen anfangs Säuglinge und kleine Kinder vorübergehend in ihrem Familienverband auf. Heute arbeiten rund 20 Familien in der familiären Bereitschaftsbetreuung der AWO und nehmen in Krisensituationen ein oder auch mehrere Kinder bei sich auf. Diese Inobhutnahme dauert im Einzelfall nur einige Tage, manchmal aber auch bis zu zwei Jahren. Erst wenn die familiäre Situation der Kinder geklärt ist, kehren sie zu ihren leiblichen Eltern zurück oder werden dauerhaft in Pflegefamilien untergebracht.
Karl-Josef Keil, stellvertretender Vorsitzender der Arbeiterwohlfahrt Düsseldorf, bedankte sich bei allen, die die Kinderschutzfamilien in den vergangenen Jahrzehnten tatkräftig unterstützt haben.
„Kinderschutz ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Ich möchte mich daher auch bei all jenen bedanken, die unsere Arbeit seit Jahren begleiten und unterstützen. Das ist an erster Stelle natürlich das Jugendamt der Stadt Düsseldorf, mit dem wir seit Beginn unserer Tätigkeit intensiv und vertrauensvoll zusammenarbeiten", sagte Karl-Josef Keil. „Mein Dank gilt nicht nur der Einrichtungsleiterin Marga Irrek-Dießelmann und ihrem gesamten Team, sondern insbesondere den Eltern in den Kinderschutzfamilien, die wirklich Außergewöhnliches leisten."
Marga Irrek-Dießelmann, Leiterin des Bereichs Kinderschutzfamilien in der Familienglobus gGmbH der Arbeiterwohlfahrt, und Dr. Eberhard Motzkau, Leiter der Kinderschutz-Ambulanz des Evangelischen Krankenhauses.
Auch Klaus Kaselofsky würdigte in seinem Grußwort die Arbeit der Kinderschutzfamilien und des dreiköpfigen Teams um Marga Irrek-Dießelmann: „20 Jahre das Angebot der Kinderschutzfamilien vorzuhalten heißt auch, zwei Jahrzehnte Kinderschutz zu gewährleisten. Dies ist in einem Bereich, in dem es um den Schutz von Säuglingen und Kleinkindern geht, umso wichtiger." Das Jugendamt sei auch künftig auf Menschen angewiesen, die engagiert und fachlich versiert sind und als Vertrauensperson schutzbedürftigen Kindern einen sicheren Ort in Ihrer Familie anbieten können, ergänzte Kaselofsky mit Blick auf die Kinderschutzfamilien, die ebenfalls zur Feierstunde an die Schlossallee gekommen waren.
Klaus Kaselofsky, stellvertretender Leiter des Jugendamtes der Landeshauptstadt Düsseldorf, bedankte sich besonders bei den Kinderschutzfamilien, die schutzbedürftige Kinder bei sich aufnehmen, für ihr unermüdliches Engagement.
Eindringlich wies der stellvertretende AWO-Vorsitzende auf die Hauptaufgaben des Arbeitsbereichs Kinderschutzfamilien hin: „Gefährdungen abzuwenden und die weitere Lebensperspektive der Kinder zu klären, das ist das zentrale Anliegen der Kinderschutzfamilien." Doch die Schutzfamilien und die Fachberater dürften auch die Eltern dieser Kinder nicht aus den Augen verlieren, sondern müssten ihnen beratend und helfend zur Seite stehen. Denn es gelte, die leiblichen Eltern an diesem Klärungsprozess zu beteiligen, den Kontakt zu ihren Kindern zu fördern und sie darin zu unterstützen, ihre Elternschaft anzunehmen und künftig verantwortungsvoll zu meistern. Das gelinge häufig, aber längst nicht immer: In etwa 40 Prozent der Fälle kehrten die Kinder in den Haushalt der Eltern zurück, etwa 60 Prozent würden dauerhaft in Pflegefamilien vermittelt.
„You raise me up" – diesen Song mit dem Text „Du ziehst mich groß". stellte Nemo in einer spannenden Pantomime dar.
Ohne Worte, lautlos und doch ausdrucksstark näherte sich der Düsseldorfer Pantomine dem ernsten Thema Kinderschutz. Er brachte gleich seine aktuellen Clownsschüler mit, eine Gruppe aus Südafrika, die Geschichten aus ihren Townships auf die Bühne brachten.
Eine fröhliche Truppe aus Südafrika: Sie kommen aus der Nähe von Johannesburg und werden von einem Clown-Lehrer-Team trainiert.
„Die Kinder, die wir in den Schutzfamilien unterbringen, tragen schon in ihrem jungen Alter ein oftmals schweres Päckchen", sagte Marga Irrek-Dießelmann im Interview mit Sinan Büyrü vom WDR-Fernsehen. „Die Kinder zeigen körperliche oder seelische Schädigungen, sind nicht altersgemäß entwickelt und haben häufig Bildungsdefizite."