(kss/keh) Unternehmensengagement ist für viele Wirtschaftsbetriebe noch Neuland. Nur wenige, meist große Unternehmen, sind sich bewusst, welche positiven Auswirkungen das Engagement über den üblichen Wirkungskreis hinaus auf das Gemeinwesen und die Mitarbeitenden hat – so wie L’Oréal. Bereits seit acht Jahren stellt der weltweit größte Kosmetikhersteller am „Social Day“ Mitarbeitende frei, die ihre Tatkraft und Kompetenz für soziale Projekte bei der AWO Düsseldorf einsetzen.
„Es ist kaum jemand im Büro heute, es machen alle mit. Solche Einblicke in andere Lebens-und Arbeitswelten hat man ja sonst nicht“, umreißt Kerstin Fritzer die Einsatzbereitschaft der L’Oréal-Mitarbeitenden. Ihr Team baut auf der Terrasse des „zentrum plus“ der AWO Eller Hochbeete auf, die später bepflanzt werden.
Zwei Kolleginnen stehen auf der Leiter und schleifen den großen Fensterrahmen ab. Dieser bekommt einen neuen Anstrich. Ganz in der Schule eines Kosmetikunternehmens nennt Charlotte Brodtkorb die neue Farbe „Lippenstift-Rot“ – wir nennen es „AWO-Rot“.
Kerstin Fritzer und Charlotte schleifen den Fensterrahmen, anschließend bekommt er einen neuen Anstrich. (Foto: KSS)
Julius Groth und Tanja Freitag legen den Grundstein für das neue Hochbeet, das nun den Garten an der Schloßallee schmückt. (Foto: KSS)
„Dies ist eine interessante Einrichtung“, sagt Paul Eisenhawer über die „Tagespflege“ im Ernst-und-Berta-Grimmke-Haus der AWO VITA gGmbH in Lörick. „Die Gäste der Tagespflege, die wir kennengelernt haben, sind noch fit und können hier Himbeeren probieren, an Minze, Currykraut und Lavendel schnuppern. So werden alle Sinne gefördert. Mit vielen helfenden Händen ist auch der Terrassenbereich schnell wieder sommerfrisch.“
Die Gespräche der eifrigen Helferinnen und Helfer sind bei diesem Einsatz oft nachdenklich. Sie drehen sich um eigene Erfahrungen mit alten Menschen und handeln davon, dass bestimmte Pflegeaufgaben im privaten Bereich nicht mehr zu leisten sind. Die jungen Volunteers zollen den mit Gelassenheit und Optimismus arbeitenden Pflegekräften großen Respekt. Diese wichtige Arbeit müsste besser entlohnt und mehr gewertschätzt werden, sind sie sich einig.
„Bewaffnet“ mit Schaufeln und Besen stellen sich die Mitarbeitenden von L’Oréal zum Foto auf, die am Volunteer-Day den Garten des Ernst-und-Berta-Grimmke-Hauses auf Vordermann gebracht haben. (Foto: KSS)
Eine ziemlich ungewohnte und körperlich anstrengende Arbeit haben sich die Teams ausgesucht, die für einen Tag im Hans-Jeratsch-Haus der AWO VITA gGmbH und im „zentrum plus“ Lierenfeld der AWO mit anpacken: Die zwölf jungen Büromitarbeitenden haben großen Spaß daran, den Rasen zu mähen, die Hecke zu schneiden, Unkraut zu jäten und Blumen zu pflanzen. Sie genießen die frische Luft und die moderaten Temperaturen im Freien.
Alles auf freiwilliger Basis natürlich, denn sie wollen auf diese Weise einen Beitrag für die Gesellschaft leisten. Jedes Jahr können sie sich ein Projekt aussuchen, an dem sie sich beteiligen wollen und sich in eine entsprechende Liste eintragen. Neben dem sozialen Engagement hat jeder Einsatz einen schönen Nebeneffekt: Die Mitarbeitenden, die im Arbeitsalltag wenig miteinander zu tun haben, lernen sich in den abteilungs- und bereichsübergreifenden Teams am Citizen Day kennen und schätzen.
Anne Kühl, Koordinatorin des „zentrum plus“ Lierenfeld der AWO, zeigt sich von dem Ergebnis begeistert: „Das war wirklich grandios!“ Die Damen und Herren von L’Oréal haben sich so große Mühe gegeben und waren den ganzen Tag tatkräftig im Einsatz. Das Ergebnis ist ein toller Gartenbereich, den alle Besucherinnen und Besucher und alle Mitarbeitenden genießen können. Und das Grillfest war ein schöner und entspannter Abschluss für alle.“
Müde, aber zufrieden: Dieses Team hatte sich im Garten des Hans-Jeratsch-Hauses nützlich gemacht. (Foto: E.W-H)
Einen neuen Blick auf gesellschaftliche Realitäten erhalten auch die Freiwilligen, die sich für Jugendliche engagieren, die im AWO Berufsbildungszentrum (BBZ) auf den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt vorbereitet werden. Für sie steht beim Volunteers-Day „Bewerbungstraining“ auf dem Programm.
Auch Silke Siems gehört mit zum BBZ-Team. Normalerweise arbeitet sie in der Personalabteilung von L’Oréal und hat es dort in der Regel mit sehr motivierten Bewerberinnen und Bewerbern zu tun. Bei den Jugendlichen, die im BBZ zunächst einmal lernen müssen, eine feste Tagesstruktur aufzubauen, muss sie manchmal schlucken: „Auf die Frage ‚Was würdest du beruflich in der Zukunft am liebsten machen?‘ kommt auch schon einmal die Antwort ‚Nach Hause gehen‘“, erzählt Silke Siems. Die L’Oreal-Mitarbeitenden lassen sich von solchen Äußerungen aber nicht irritieren. Im Gegenteil: Sie machen den Jugendlichen Mut und motivieren sie. „Diese jungen Menschen haben noch viele Chancen, doch noch im Leben Glück zu haben“, sagt Patricia Plonczynski.
Am Nachmittag stehen Einzelgespräche auf dem Programm. Im Gespräch sollen die Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine realistische berufliche Perspektive entwickeln und ihren Lebenslauf für die Bewerbung verfassen. Silke Siems kann dabei einen besonderen Erfolg verbuchen: Mit „ihrem“ Jugendlichen hat sie im Internet recherchiert und gemeinsam haben sie für ihn eine passende Stelle gefunden. Sofort hat der junge Mann sich darauf beworben und sogleich einen Vorstellungstermin bei der Firma erhalten. „Das ist für uns beide eine große Motivation“, so die zufriedene L’Oréal-Mitarbeiterin.
Silke Siems (3. v. l.) und ihr Team hatten mit Jugendlichen aus dem AWO Berufsbildungszentrum gearbeitet. (Foto: KSS)
L’Oréal-Mitarbeiter Marvin Taino schaut einem Jugendlichen über die Schulter, der gerade seinen Lebenslauf verfasst. (Foto: KSS)
Auch das Georg-Glock-Haus der AWO VITA gGmbH freut sich am Volunteer-Day der Firma L’Oréal über tatkräftige Unterstützung. Sechs Mitarbeitende aus den Abteilungen Marketing, Produktentwicklung und Marktforschung sind in der Senioreneinrichtung in Lierenfeld im Einsatz. Das Projekt lautet „Bau eines Kräuterbeetes für die Bewohner zur Sinnesanregung“. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde wird gemeinsam entschieden, aus den Bauelementen eine „Kräuterpyramide“ zu erstellen. Einige Mitarbeiter nehmen sich zudem den restlichen Garten vor, beschneiden Büsche und Sträucher und jäten Unkraut. Auch die Kräuterpyramide ist schnell erstellt und bepflanzt. Die Bewohnerinnen und Bewohner der Einrichtung sind dankbar für die Abwechslung. Sie besuchen die L’Oréal-Mitarbeitenden während der Gartenarbeit und stehen ihnen mit guten Ratschlägen zur Seite.
Während der gemeinsamen Mittagspause kommen die fleißigen Gäste auch mit Mitarbeitenden der Senioreneinrichtung ins Gespräch und informieren sich über die Arbeit in dieser Pflegeeinrichtung. Ein gelungener Aktionstag also mit vielen Synergien zwischen Jung und Alt, zwischen sozialer Arbeit und kaufmännischem Arbeitsbereich. Eine Win-Win-Situation für beide Seiten.
„Das haben wir geschafft!“ Das Team, das im Georg-Glock-Haus im Einsatz war, zeigt stolz auf die „Kräuterpyramide“, die sie im Garten der Einrichtung gebaut haben. (Foto C.W.)