(keh) „Kurve kriegen“ lautet der Titel einer Initiative des Landes NRW, an der auch die AWO Familienglobus gGmbH teilnimmt. Ziel des Projektes ist es, Kinder, die bereits in sehr jungen Jahren straffällig geworden sind, durch die gezielte Zusammenarbeit von Polizei, sozialpädagogischen Fachkräften und dem Jugendamt frühzeitig vor dem endgültigen Abgleiten in die Kriminalität zu bewahren, ihnen also helfen, doch noch rechtzeitig die Kurve zu kriegen.
Die Maßnahme richtet sich an Kinder und Jugendliche im Alter zwischen acht und 13 Jahren. Die Mindestlaufzeit beträgt ein Jahr, die maximale Laufzeit endet spätestens mit dem 16. Geburtstag der Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer.
Das Projekt ist in der Jugendhilfe im Strafverfahren angesiedelt. AWO-Mitarbeiterin Ruveyda Gül Cantürk, die als Sozialpädagogin in dem Projekt mitarbeitet, hat ihr Büro in der Polizeidienststelle Jugendkriminalität an der Karl-Rudolf-Straße.
Die Düsseldorfer Polizei, das Jugendamt der Landeshauptstadt sowie die Träger der Freien Wohlfahrt wollen sich gemeinsam dafür einsetzen, dass jugendliche Straftäterinnen und –täter doch noch die „Kurve kriegen“. (Fotos: keh)
Aus einigen Kindern und Jugendlichen, die der Polizei schon früh durch Straftaten auffallen, werden Intensivtäterinnen und -täter, die ein hohes Gewaltpotenzial haben und sehr viele Straftaten begehen. Die polizeilichen Kriminalstatistiken (PKS) der vergangenen Jahre zeigen, dass ein relativ kleiner Anteil von etwa fünf Prozent sogenannter Mehrfachtatverdächtiger im Kindes- und Jugendalter rund 30 Prozent der Straftaten im Bereich der Eigentumsdelikte begeht. Im Bereich der Gewaltdelikte liegt der Anteil sogar bei über 50 Prozent der Straftaten. Die Gewalt- bzw. Kriminalitätsbereitschaft zeichnet sich also oft schon in jungen Jahren ab. Ein Intensivtäter oder eine –täterin lässt durchschnittlich 100 Opfer zurück, so die Erkenntnis.
Der Saal im Polizeipräsidium reichte kaum aus, um der Düsseldorfer Presse das Vorstrafenregister eines noch nicht strafmündigen Intensivtäters aus Köln zu präsentieren. Auf dem Foto (v.l.): Norbert Wesseler, Polizeipräsident in der Landeshauptstadt, Stadtdirektor Burkhard Hintzsche, NRW-Minister Ralf Jäger, AWO-Kreisgeschäftsführer Michael Kipshagen, Detlef Weber, Hauptabteilungsleiter der AWO Familienglobus gGmbH und Verantwortlicher des Projekts innerhalb der AWO Düsseldorf, und Rudolf Bruno von der Düsseldorfer Diakonie.
Wie Ralf Jäger, Minister für Inneres und Kommunales des Landes NRW, bei der Vorstellung der Initiative im Düsseldorfer Polizeipräsidium sagte, habe die Polizei bei diesen Kindern und Jugendlichen bislang kaum Möglichkeiten der Intervention gehabt, da sie noch nicht strafmündig seien. Auch die Einflussnahme des Jugendamts, das aufgrund des Kinder- und Jugendhilfegesetzes für diese Zielgruppe zuständig ist, sei bislang äußerst gering gewesen.
Diese Lücke zwischen den Möglichkeiten der Polizei einerseits und dem Jugendamt andererseits werde die Initiative „Kurve kriegen“ nun auch in der Landeshauptstadt schließen: Pädagogik und Polizei arbeiten hierbei eng zusammen.
Mögliche Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Alter ab acht Jahren werden von der Polizei vorgeschlagen. Die betroffenen Familien erhalten das Angebot, von einer qualifizierten pädagogischen Fachkraft der Initiative betreut zu werden. Für die AWO Familienglobus gGmbH wird diese Arbeit Ruveyda Gül Cantürk leisten. Auch der Paritätische Wohlfahrtsverband sowie die Düsseldorfer Diakonie beteiligen sich an dem Projekt.