Der Internationale Tag der Pflege wird jährlich am 12. Mai begangen und würdigt weltweit die Arbeit von Pflegekräften. In diesem Jahr weist die Freie Wohlfahrtspflege in Nordrhein-Westfalen in besonderem Maße auf die Situation in den Ambulanten Pflegediensten hin. Neben der Arbeit in den stationären Altenhilfeeinrichtungen werden in Deutschland die Leistungen ambulanter Pflegedienste zunehmend wichtig, denn vier von fünf Pflegebedürftige in Deutschland werden zu Hause versorgt. Die Zahl der Beschäftigten in ambulanten Pflegediensten hat sich in den vergangenen 20 Jahren mehr als verdoppelt. Alleine von 2013 und 2021 eröffneten in Nordrhein-Westfalen 817 zusätzliche ambulante Pflegedienste.
Elke Hammer-Kunze von der Freien Wohlfahrtspflege in NRW betont: „Die Arbeit der Ambulanten Diensten verdient hohen Respekt, denn sie sorgt dafür, dass Menschen weiter in gewohnten Umgebungen leben können und gleichzeitig Pflegeleistungen in Anspruch nehmen. Diese Dienste sind für viele Menschen in unserem Land die wertvollste und bedeutendste Unterstützung, die sie erhalten können.“
Steigende Kosten, immer mehr Pflegebedürftige und mangelnde Personalressourcen strapazierten jedoch das System, auch und besonders in der Ambulanten Pflege. Die Folge: Im vergangenen Jahr mussten in NRW deutlich mehr Pflegeeinrichtungen aus finanziellen Gründen schließen als in den Jahren zuvor. Von den Insolvenzen im Jahr 2023 betrafen 48 die vollstationäre Pflege, 30 die teilstationäre Pflege, 47 ambulante Dienste und 5 die Kurzzeitpflege (siehe Landtag NRW Drucksache 18/7970). Die Situation wird sich weiter zuspitzen: Laut aktuellem Pflegereport der Krankenkasse DAK müssen wir davon ausgehen, dass in den kommenden 25 Jahren deutschlandweit 2,3 Millionen Menschen mehr als heute auf pflegerische Unterstützung angewiesen sein werden. Besonders in den ambulanten Pflegediensten zeichnen sich daher zunehmend regionale Versorgungsengpässe ab. Trotz dieser schweren Rahmenbedingungen leisten Pflegekräfte und Ambulante Dienste einen bemerkenswert herausragenden Anteil an der pflegerischen Versorgung.
Die Freie Wohlfahrtspflege in Nordrhein-Westfalen fordert daher eine umfassende Pflegereform, die in besonderem Maße eine auskömmliche Refinanzierung sicherstellt, Pflegedienste- und Pflegekräfte von bürokratischen und systemischen Hindernisse entlastet, den Ausbau der Ausbildung vorantreibt sowie Anreize für angehende Pflegekräfte setzt. „Die Pflegepolitik der vergangenen Jahrzehnte hat zu keinen wesentlichen Verbesserungen der Situation beigetragen“ mahnt Hammer-Kunze und appelliert:„Personal- und Finanznot sind die zentralen Herausforderungen im Pflegebereich. Hier braucht es mehr, als nur kleine Anpassungen. Vielmehr benötigen wir endlich eine umfassende Reform, um spürbare und nachhaltige Verbesserungen zu erzielen.“