„Rassismus, insbesondere in der queeren Szene, ist ein sehr sensibles Thema. Rassismus-Erfahrungen werden durch Nicht-Betroffene oft verdrängt oder relativiert. Viele Betroffene trauen sich aus Angst vor Nachteilen zudem nicht, über ihre Erfahrungen zu berichten.“ Ataman Yildirim, Mitarbeiter der AWO-Integrationsagentur, kennt die Probleme der Betroffenen aus seiner täglichen Arbeit. Zusammen mit der Beratungsstelle PRADI bei der Aidshilfe Düsseldorf hatte er nun ins Loftcafé der Aidshilfe zu einer Podiumsdiskussion zum Thema „Rassismus in der queeren Szene“ eingeladen, unterstützt von der Fachstelle #MehrAlsQueer- Sexuelle und geschlechtliche Vielfalt in der Migrationsgesellschaft, Train of Hope Dortmund e.V sowie Vertretern der LSBTIQ+ Geflüchteten in Düsseldorf.
Rund 40 Teilnehmende aus ganz NRW, darunter auch Mitarbeitende der Frauenberatungsstelle sowie der AWO-Fachstellen „Altern unterm Regenbogen“ und „Regenbogenfamilien“, diskutierten mit Betroffenen von Rassismus und Mitarbeitenden aus anderen sozialen Diensten über strukturelle Diskriminierungen in Diensten und Angeboten. Von Rassismus Betroffene aus der queeren Szene berichteten von ihren Erfahrungen und betonten, dass sie unbedingt „Bündnispartner*innen gegen strukturellen Rassismus und diskriminierende Strukturen“ bräuchten.
„Es ist sehr wichtig, Vielfalt sichtbar zu machen“, sagt Yildirim. So müssten sogenannte „BIPoC“ (eine inklusive Sammelbezeichnung für Schwarze, Indigene und nicht-weiße Menschen) bei Veranstaltungen und Aktivitäten grundsätzlich nicht nur miteingebunden werden, sondern ihnen auch eine aktive Rolle zugesprochen werden. Yildirim: „Sensibilität und ein reflektierender Blick auf Themen wie Critical Whiteness, Othering, diversitätssensible Bildungsarbeit sollten in der interkulturellen Arbeit weiter ausgebaut werden.“
Rassismus in zwischenmenschlichen Beziehungen sickere häufig in Organisationen und Strukturen ein, auch in der queeren Szene, ergänzt Amit Marcus vom Projekt PRADI. Der beste Weg, Rassismus in jeglicher Art und Weise abzuschaffen oder zu vermindern sei das persönliche Kennenlernen. „Solange Menschen sich in ihrer bekannten sozialen Gruppe einkapseln, ist ein echtes Kennenlernen nicht möglich.“