(kws) „Eine Superidee“, schwärmte Ursula Holtmann-Schnieder, Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses, „die Vielfalt der Angebote ist wirklich eindrucksvoll“. Auch Jugendamtsleiter Johannes Horn zeigte sich begeistert: „Die gute Kooperation und Vernetzung der AWO Einrichtungen und ihre zahlreichen neuen Angebote verbessern die Rahmenbedingungen in Düsseldorf für eine wirksame Hilfe im sozialen Bereich.“
Zusammen mit acht weiteren Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus Politik und Verwaltung waren Holtmann-Schnieder und Horn der Einladung von AWO Kreisgeschäftsführer Michael Kipshagen zu einer „AWO-Tour“ gefolgt. Eine echte Premiere. Die sechsstündige „Tour de Force“ führte die obendrein mit reichlich Info-Material ausgestattete Gruppe per Bus zu fünf exemplarisch ausgewählten Standorten der AWO in Düsseldorf.
Mit an Bord unter anderem auch Stadtdirektor Burkhard Hintzsche und Bürgermeisterin Klaudia Zepuntke, zugleich stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Gesundheit und Soziales (AGS), sowie weitere Mitglieder des AGS und des Jugendhilfeausschusses. Fachleute aus den beteiligten AWO Gesellschaften standen während der gesamten Fahrt für Fragen zur Verfügung.
Start der AWO-Tour war am Burgplatz. Neben Kreisgeschäftsführer Michael Kipshagen (am Steuer) mit dabei: (v.l.) Ursula Holtmann-Schnieder (Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses), Klaudia Zepuntke (Bürgermeisterin und stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Gesundheit und Soziales, AGS), Helga Leibauer (AGS), Jost Bové (Referent der Bürgermeisterin), Rajiv Strauß (Jugendhilfeausschuss), Ursula Fischer (Referentin für Gesundheitskooperation), Eva Kulot (Referentin für Gesundheit und Soziales in der SPD-Ratsfraktion), Rainer Matheisen (AGS) sowie Wolfgang Förster (Geschäftsführer der AWO Berufsbildungszentrum gGmbH). (Fotos: kws)
„Die Idee zur Tour entstand während unserer Aktionswoche zum Thema Vielfalt“, erklärt Michael Kipshagen. Das Ziel: eine praxisnahe Darstellung des breiten Hilfespektrums besonders für die, die in ihrem politischen Alltag oft nur theoretisch mit der komplexen Materie befasst sind.
Los ging es mit der Migrationsberatung der AWO Familienglobus gGmbH in der Liststraße. Dort erfuhr die Gruppe unter anderem von den enormen Herausforderungen, vor denen die vier Mitarbeitenden angesichts steigender Flüchtlingszahlen stehen. Wurden hier im gesamten Vorjahr noch insgesamt 263 Geflüchtete betreut, so waren es in den ersten sechs Monaten dieses Jahres bereits 469.
Majdouline Bassori, Mitarbeiterin der Beratungsstelle, berichtete am Beispiel einer fünfköpfigen syrischen Familie, wie langwierig und schwierig die Ämter-Odyssee für Asylbewerber und ihre Berater sein kann.
Wie wichtig die Anerkennung von ausländischen Schul- und Berufsabschlüssen bei der Eingliederung ist, wusste Cornelia Jacobi zu berichten. Im Rahmen der berufsorientierten Integrationsberatung unterstützt sie Betroffene unter anderem bei Bewerbungen und der Wahl von Maßnahmen zur beruflichen Qualifizierung. „Derzeit betreuen wir Klienten aus 27 Nationen“, so Jacobi.
Bunt geht es auch am Standort Oberbilker Allee zu. Hinter der farbenfrohen Graffiti-Fassade sind zahlreiche Projekte und Einrichtungen der Jugendhilfe zusammengefasst, darunter die Jugendberatung, die Fachstelle Aus.Wege für jugendliche sexuelle Misshandler und deren Familien sowie ein Teil der Ambulanten Familien- und Jugendhilfe und die Jugendhilfe im Strafverfahren. Auch das sogenannte „Islam-Projekt“ der AWO ist hier angesiedelt, das Jugendliche dabei unterstützt, Andersgläubigen und -denkenden mit Toleranz zu begegnen und Radikalisierungstendenzen muslimischer Jugendlicher zu begegnen. „An der Oberbilker Allee arbeiten derzeit insgesamt 35 sozialpädagogische Fachkräfte, Psychologinnen und Psychologen sowie Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeutinnen aus acht Ländern“, so Detlef Weber, zuständiger Hauptabteilungsleiter und Prokurist.
AWO-Mitarbeiter Dietmar Meiers (mit grünem Shirt) führt durch die Räume der Jugendwohngruppe für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. An der Oberbilker Allee befinden sich auf drei Etagen verteilt zwei Jugendwohngruppen sowie eine Verselbstständigungs-Wohngruppe.
Ebenfalls auf dem Besuchsprogramm stand die „Kirschblüte“ in Wersten. In Kooperation mit der städtischen Wohnungsgesellschaft (SWD) hat die AWO VITA gGmbH an der Langenfelder Straße mit ihrem Angebot einer ambulanten Wohngemeinschaft für Senioren mit einer Demenzerkrankung Maßstäbe gesetzt.
Pflegedienstleiterin Kasia Jachimowicz-Ast erläutert die Besonderheiten der „Kirschblüte“. Neben einer Essküche und einem Wohnzimmer verfügen die rund um die Uhr betreuten Bewohnerinnen und Bewohner über ein eigenes Zimmer, das sie individuell einrichten können.
Gleich drei Angebote der AWO präsentierten sich beim Halt an der Immigrather Straße im dortigen „Aktiv-Treff Wersten“. Neben dem Treff selbst, dessen Neubau gleich nebenan Anfang 2017 bezugsfertig sein soll, stellten sich auch die Schuldnerberatung und der neue „i-Punkt Arbeit“ mit Sitz an der Küppersteger Straße vor. Das Angebot wird vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit sowie durch den Europäischen Sozialfonds gefördert und richtet sich vor allem an Langzeitarbeitslose über 26.
„Unser Ziel ist die nachhaltige Integration in Arbeit, Ausbildung oder weiterführende Qualifizierung“, betont Julia Wagner, die zusammen mit AWO-Kollege Jürgen Mai im „i-Punkt“ im Einsatz ist. „Wir sind in Wersten und Holthausen bereits sehr gut vernetzt, haben zahlreiche Kontakte zu Arbeitgebern und Vereinen geknüpft und können bereits erste Vermittlungen vermelden.“
Auch Jugendamtsleiter Johannes Horn (links) und Stadtdirektor Burkhard Hintzsche machten mit beim Test der Schuldnerberatung „Was für ein Finanztyp bin ich?“.
Letzte Station der AWO-Tour war das Lore-Agnes-Haus (LAH) an der Nixenstraße. Die 1955 als „Haus für alt gewordene und vom Arbeitsleben und Krieg zermürbte Menschen“ eröffnete Einrichtung erlebte im Laufe der Jahrzehnte einen radikalen Umbau und eine umfassende Modernisierung und Neukonzeptionierung. Nach dem im vergangenen Jahr beendeten Erweiterungsumbau gehört das Lore-Agnes-Haus, das sich auf die Förderung und Pflege älterer Menschen mit einer chronischen psychischen Grunderkrankung konzentriert, heute zu den modernsten seiner Art in Deutschland.
Leiterin Annette Kamieth-Hohl und ihr Team versorgten die Besuchergruppe am Ende einer langen Tour nicht nur mit einem reichhaltigen Fingerfood-Buffet, sondern auch noch einmal mit reichlich Informationen über das LAH.
Die Einrichtung verfügt über 99 Einzelzimmer mit eigenem Bad, aufgeteilt in neun Wohngruppen mit eigener Wohnküche für je neun bis zwölf Bewohnerinnen und Bewohner. Zudem gibt es zwölf Appartement-Zimmer für eine Verselbstständigungsgruppe mit dem Ziel des Übergangs in ambulante Betreuungsformen.
„Die Warteliste ist sehr lang“, sagt Pflegedienstleiterin Gertrud Voss (im Bild rechts). „Wir haben im Jahr nur zwischen zehn bis zwölf Neuaufnahmen.“ Die durchschnittliche Verweildauer liegt bei etwas mehr als sieben Jahren. „Einer der Bewohner lebt bereits seit 36 Jahren bei uns“, so Voss.
Des Lobes voll für die gute Vorbereitung der AWO-Tour und die engagierte Vorstellung der einzelnen Aufgabenfelder zeigte sich am Ende Klaudia Zepuntke. „Im Namen aller Tour-Teilnehmerinnen und Teilnehmer möchte ich mich ausdrücklich für den interessanten Einblick in die Arbeit der AWO bedanken. Für uns, die wir das Geschehen in der Regel nur theoretisch begleiten, war das eine tolle Sache.“ Nicht verwunderlich daher, dass bereits über eine Neuauflage der AWO-Tour im nächsten Jahr nachgedacht wird.