Von deutscher Weihnacht zum islamischen Opferfest

Quartiersprojekt in Lierenfeld abgeschlossen / Regelmäßige Treffs

(keh) Zwei Jahre haben sie miteinander diskutiert, haben die Gegend erkundet und ihre Bewohner*innen befragt, haben gemeinsam deutsche Weihnacht und islamisches Opferfest gefeiert. Mit einem bunten Fest wurde das Quartiersprojekt der AWO Düsseldorf in Lierenfeld nun feierlich abgeschlossen.

Ziel des Projektes war es, im Bereich Lierenfeld, Eller und Flingern-Süd ein altersgerechtes Quartier zu entwickeln, das vor allem für ältere Menschen mit Migrationshintergrund geeignete Unterstützungs-, Bildungs-, Betreuungs- und Pflegeangebote schafft.  Finanziert wurde die Projektarbeit mit Fördermittel aus dem Topf „Altersgerechte Quartiere NRW“ des Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung sowie der AWO Sozialstiftung.

Vier Frauen, ein Ziel: (v.l.) Die AWO-Mitarbeiterinnen Fariba Haghighat, Mahnaz Airempoor und Anne Kühl sowie Senem Aksun, Leiterin des Interkulturellen Migrantenzentrums (IMAZ) an der Posener Straße, hatten maßgeblich in dem Projekt mitgearbeitet. (Fotos: keh/vcw)

Wissenschaftlich begleitet wurde es von Prof. Dr. Christian Bleck vom Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften der Hochschule Düsseldorf. Er organisierte unter anderem Workshops mit Migrantinnen und Migranten. Ziel war es, dass die Teilnehmenden detaillierte Einblicke in die Projekplanung bekamen, damit sie Kontakt zu den Migrantefamilien herstellen und mitwirken konnten, tragfähige Netzwerke im Sozialraum aufzubauen bzw. bestehende Strukturen in das Projekt zu integrieren. „Wir sind sehr dankbar dafür, dass wir bei diesem Projekt auf die Unterstützung der Hochschule bauen konnten“, so Christian Winter, Leiter des Hans-Jeratsch- und des Georg-Glock-Hauses der AWO VITA gGmbH, bei dem die Fäden für das altersgerechte Quartier Lierenfeld zusammenliefen.



Tänzerin Shadi Abpaykar bekam für ihre Darbietung viel Applaus.

Der Standort Lierenfeld bot sich für eine solches Projekt geradezu an: Dort leben seit Jahrzehnten sehr viele Menschen mit Migrationhintergrund aus den sogenannten Anwerbestaaten wie Italien, Spanien und die Türkei. Sie arbeiteten als Gastarbeiter bei den Mannesmannröhren-Werken. Das Werk ist lange geschlossen, die Menschen sind geblieben und leben immer noch rund um die Erkrather Straße. Angehörige anderer Nationen kamen im Laufe der Jahre hinzu, darunter auch viele Migrant*innen aus dem Iran.

Zum persischen Neujahrsfest gehört auch eine Tafel, die sogenannte Haft Sin (die sieben „s“). Sie fehlte natürlich auch nicht beim Fest im Hans-Jeratsch-Haus. Auf dem Tisch zu sehen sind:  Sabzeh  (gekeimte Weizen-, Linsen- oder Gerstensprossen, die das Leben symbolisieren), Sib (ein Apfel, der für Schönheit und Gesundheit steht) Serkeh (Essig, das Symbol für Alter, Geduld und Fröhlichkeit), Sir (Knoblauch, der Schutz und Medizin verspricht), Somagh (ein persisches Gewürz, Symbol des Sonnenaufgangs), Samanu (Pudding aus Sesam oder Weizen für Wohlstand und Segen), Senjed (getrocknete Früchte vom Oleasterbaum, die für die Liebe stehen).

Sie alle waren nun zum persischen Neujahrsfest gekommen, das den Abschluss des Quartiersprojekts markierte und im Hans-Jeratsch-Haus gefeiert wurde. Auch zahlreiche Bewohner*innen der Senioreneinrichtung feierten ordentlich mit. Als die ersten Töne orientalischer Musik erklangen, hielt es die Gäste nicht mehr auf den Stühlen: Gemeinsam bewegten sich die Frauen und Männer im Takt der Musik, darunter auch die AWO-Mitarbeiterinnen Anne Kühl, Fariba Haghighat und Mahnaz Airempoor, die maßgeblich an dem Projekt mitgearbeitet hatten.


 
Im „zentrum plus“ der AWO in Flingern-Süd hat interkulturelle Arbeit schon lange einen hohen Stellenwert und wurde daher in das Projekt miteinbezogen. Koordinatorin Mahnaz Airempoor (l.) fungierte als eine Art „Türöffnerin“ und stellte Kontakt zu den Menschen im Quartier her. Rechts auf dem Foto Tänzerin Shadi Abpaykar.

Fariba Haghighat stammt aus dem Iran, arbeitet im Hans-Jeratsch-Haus der AWO in Lierenfeld im Sozialen Dienst und gehörte ebenfalls zum Kernteam des Quartiersprojekts. Hier tanzt sie mit einem Bewohner der Senioreneinrichtung.

Musik verbindet Generationen und Nationen. Gemeinsam tanzten alle zu orientalischer Musik.


 
Anne Kühl (Mitte) ist Koordinatorin im „zentrum plus“ der AWO Lierenfeld und koordiniert seit kurzem gemeinsam mit ihrer Kollegin Mareen Westhoff die Arbeit der acht „zentren plus“ der AWO Düsseldorf. Kühl ist Networkerin aus Leidenschaft, ideale Voraussetzung für die Mitarbeit beim Quartiersprojekt.

Auch wenn das Projekt nunmehr abgeschlossen ist, geht die interkulturelle Arbeit im Stadtteil Lierenfeld auch künftig weiter. So gibt es regelmäßige Treffen im Hans-Jeratsch-Haus sowie in den „zentren plus“ der AWO in Lierenfeld und Flingern-Süd. Neue Gäste sind jederzeit willkommen! Die Verantwortlichen in der Seniorenhilfe der AWO Düsseldorf freuen sich zudem, dass im Hans-Jeratsch-Haus mittlerweile mehrere junge Menschen mit Migrationshintergrund zu Altenpfleger*innen ausgebildet werden.

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