Mit den Menschen für die Menschen: AWO-Quartiersarbeit in Garath
Ein Besuch vor Ort
Texte: Wolfram Lotze, Fotos: Eugen Shkolnikov
Die Zukunft liegt im Quartier – auch und besonders im Düsseldorfer Süden. Garath entstand in den 1960er Jahren, um die Wohnungsnot der Nachkriegszeit zu lindern. Der Name leitet sich von Schloss Garath ab, das am südöstlichen Rand des Stadtteils liegt. Der Stadtplaner Friedrich Tamms entwarf den neuen Stadtteil 1956 bis 1957; der Bau erfolgte von 1961 bis 1972. Garath wurde als einheitliches Wohnprojekt geplant und ist bis heute das größte seiner Art in Düsseldorf. Die Lage wurde wegen der guten Anbindung an die Bahnstrecke Düsseldorf-Köln und die parallel verlaufende Bundesstraße gewählt. Heute leben in Garath etwa 19.000 Menschen. Mit dem Projekt „Garath 2.0“ wird der Stadtteil zukunftsfähig gemacht und an die gesamtstädtische Entwicklung angepasst.
Die AWO: Bereits acht Mal in Garath
Beratung, Betreuung/Wohnen, Teilhabe und Kitas – die AWO Düsseldorf ist aktuell mit acht Einrichtungen im Stadtteil vertreten. Damit nicht genug: Im Herbst 2024 soll an der Carl-Friedrich-Goerdeler-Straße Baubeginn für ein Sozialprojekt sein, das später die AWO VITA gGmbH betreibt. Geplante Angebote sind eine Tagespflege mit 16 Plätzen, ein Inklusionsbetrieb (zum Beispiel ein Café) als Treffpunkt mitten im und für das Quartier sowie anbieterverantwortete Wohngemeinschaften.
Hoffnung und Heimat: Jugendwohngruppen bieten neues Zuhause in schwierigen Lebenslagen
Was das Schönste an seiner Arbeit ist? David Heuel muss keine zwei Sekunden überlegen: „Wenn unsere Jugendlichen eines Tages ausziehen und wir wissen: Die schaffen das. Die werden nicht auf ein Hilfesystem angewiesen sein“, sagt der Einrichtungsleiter mit einem Leuchten in den Augen. Heuel ist seit 2015 bei der AWO tätig und leitet die Jugendwohngruppen in Derendorf, Oberbilk, Rath und Garath.
Die Geschichte der Jugendwohngruppe (JWG) Garath begann 2015 am Flinger Broich, genauer gesagt: in der Turnhalle des AWO Berufsbildungszentrums. Wegen der damaligen Flüchtlingskrise bat das städtische Jugendamt die Träger um Unterstützung. Es ging um die Unterbringung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen. Die AWO reagierte prompt, funktionierte die Turnhalle um, verlegte Teppichboden und baute zehn Pavillons für jeweils zwei Jugendliche auf. „Diese Form der Betreuung haben wir acht Monate betrieben und im Grunde schon dort versucht, eine Jugendwohngruppe umzusetzen – mit klaren Regeln und Aufgaben“, erinnert sich Heuel. Kurze Zeit später eröffnete die AWO zwei Jugendwohngruppen – eine an der Metzer Straße in Derendorf und die Jugendwohngruppe in Garath.
In der Regelwohngruppe gibt es neun Plätze. Daran angegliedert sind noch zwei Verselbständigungsapartments mit jeweils zwei Jugendlichen. Seit 2018 ist die Wohngruppe offen für alle Jugendlichen: „Weiblich, männlich, divers und egal mit welchem Hintergrund – bei uns sind alle willkommen“, erklärt Heuel mit Nachdruck. „Das sind unbegleitete minderjährige Flüchtlinge oder Jugendliche, deren Eltern verstorben sind und die nicht bei Verwandten unterkommen können. Auch diese Kids benötigen eine Perspektive und ein neues Zuhause.“ Im schlimmsten Fall holt die Polizei oder das Jugendamt die Jugendlichen aus Familien. Es gibt aber auch Jugendliche, die sich selbst beim Jugendamt melden und Schutz suchen, den sie in den Herkunftsfamilien nicht finden.
David Heuel betont: „Uns ist wichtig, dass die Jugendlichen wissen, warum sie überhaupt hier sind; dies ist nicht immer der Fall. Nach der Vorstellung in unserer Einrichtung teilen uns die Jugendlichen selbst mit, ob sie einziehen möchten oder nicht – das ist uns sehr wichtig. Partizipation von Kindern und Jugendlichen wird bei uns großgeschrieben und beginnt bereits vor einem möglichen Einzug in die JWGs. Es ist uns auch sehr wichtig, dass die Jugendlichen ihre Rechte kennen und für diese einstehen können. Dafür sorgen wir im pädagogischen Alltag miteinander.“
Ziel ist die Verselbständigung
In der Regel geht es im Alter von 18 oder 19 Jahren in Richtung Verselbständigung. „Die läuft total unterschiedlich: Viele besuchen noch die Schule, andere machen eine Ausbildung, wieder andere gehen zur Jugendberufshilfe,“ so Heuel. Vor ihrer Volljährigkeit können die Jugendlichen einen Antrag auf Weitergewährung der Hilfe stellen und dann bis maximal 21 Jahre in der WG bleiben.
Viele Jugendliche halten auch nach ihrem Auszug den Kontakt. „Manche bezeichnen die Gruppe als Familie, obwohl wir keine Familie sind, aber wir sind oder waren ein Zuhause“, sagt Heuel nachdenklich.
Garath ist für Heuel ein guter Standort für die Wohngruppe. „Wenn man sich hier auf den Marktplatz stellt, sieht man, wie bunt Garath eigentlich ist. Wir haben noch keine Anfeindungen erlebt. Wir sind gut vernetzt mit dem Bürgerbüro, dem Jugendamt, der Polizei und vielen weiteren Institutionen.“
Heuel hat ein großes Herz für die Wohngruppen. „Die Gründe, weshalb die Jugendlichen in einer JWG leben, sind vielfältig und komplex. Umso wichtiger ist, dass die jungen Menschen eine positive Entwicklung nehmen können und nach dem Auszug aus unserer JWG gestärkt und mit vielen Ressourcen in ein neues Leben starten können.“
Musikalisches Paradies für Kinder: Die Kita Spatzennest begeistert mit einem großen Außengelände und ihrem einzigartigen Musikkonzept
Viel Rasen, alte Bäume und dazwischen attraktive Spielgeräte: Die Kita Spatzennest im Südwesten Düsseldorfs ist eine der ältesten AWO-Kitas und dazu schön gelegen. Seit über 50 Jahren bietet sie Kindern ein großes und einladendes Außengelände. Seit 2016 ist sie zudem ein zertifizierter Musikkindergarten. Kerstin van den Höfel, die Leiterin der Kita, gerät ins Schwärmen: „Wir beginnen den Tag gemeinsam mit den Kindern und dem Team durch Singen und Musizieren. Drei- bis viermal pro Woche haben wir unseren großen Singkreis.“ Und: „Wenn in Garath eine Veranstaltung stattfindet, ist für mich klar: Da gehören wir als Musik-Kita auf die Bühne!“
Die Kita Spatzennest bietet 77 Plätze in vier Gruppen für Kinder im Alter von vier Monaten bis zum Schuleintritt. „Die Familien in Garath zeichnen sich durch ihre gute Kooperation aus. Es gibt eine bunte Mischung, keine Gruppe sticht besonders hervor“, erklärt van den Höfel. „Man kommt hier leicht ins Gespräch – vor allem darüber, dass das Wohl der Kinder immer im Vordergrund steht.“
Kerstin van den Höfel ist mit Leib und Seele Sozialpädagogin und freut sich auch nach vielen Jahren in der Kita auf ihre täglichen Aufgaben. „Es ist eine Arbeit, bei der man am Ende des Tages sieht: Die Arbeit trägt Früchte.“ Und: „Jedes einzelne Kind ist mir wichtig – besonders in schwierigen Phasen. Mir kommt es darauf an, dass wir jedes Kind erreichen. Und die Kinder geben einem alles zurück!“ Sie arbeitet gerne im Team, auch wenn sich dieses natürlich verändert. Van den Höfel betont: „Uns eint: Jede*r ist für jedes Kind verantwortlich.“ Regelmäßige Rückkoppelungen mit den Kita-Fachberaterinnen der AWO und den anderen Kita-Leitungen innerhalb des Sozialverbandes sind ein weiterer Vorteil. „Ich kenne die ja auch alle, weil ich schon so lange dabei bin! Das ist auch ein großer Vorteil für meine Arbeit hier vor Ort.“
Zurück zum Konzept des Musikkindergartens: Der Erfolg des Projekts zeigt sich daran, dass die Kinder auch in den Ferien im Freispiel singen. Und bei Gastauftritten? „Die Kinder sind so fit und mutig, dass wir sie direkt ans Mikrofon stellen können!“, sagt Kerstin van den Höfel stolz.
Netzwerk der AWO-Einrichtungen
Heute verfügt die AWO Düsseldorf über ein eigenes Netzwerk in Garath. Das war nicht immer so. „Wir waren als AWO-Einrichtung lange Zeit alleine hier in Garath. Erst kam die Erziehungsberatungsstelle, dann die Jugendwohngruppe und nach und nach weitere Einrichtungen“, erzählt van den Höfel. Der Zusammenhalt ist über die Jahre gewachsen. „Vor einem Jahr gab es das traditionelle Sonnenradfest“, erinnert sich die Leiterin. „Wir hatten eine ganze Straße mit AWO-Ständen. Und dann trat unsere AWO-Kita auf die Bühne und musizierte – das war großartig!“
Jede*r kümmerte sich um etwas Anderes und trug einen Teil bei. „Das war so wichtig für alle Beteiligten, um sich mit der AWO und dem Stadtteil Garath zu identifizieren.“ Derweil richtet sich der Blick nach vorne. Spätestens im Herbst stehen wieder zahlreiche Festivitäten in Garath an – und damit sicherlich die eine oder andere Bühne für den musikalischen Nachwuchs aus dem Spatzennest…
"Gute Geister" mit Herz und Hand: Langzeitarbeitslose finden neue Aufgaben als Quartiershelfer*innen
In Garath beginnt die Geisterstunde morgens um acht Uhr. Dann treffen sich Gabi Sonner und Joachim Schmidt von der AWO Düsseldorf mit den Quartiershelfer*innen, bekannt als „Garaths gute Geister“ (GgG). Sie planen den Tag, besprechen anstehende Aufgaben und verteilen die Arbeiten. Die „Geister“ sind tatkräftige Frauen und Männer, die dort helfen, wo sie gebraucht werden – beim Einkaufen für ältere Menschen, bei Behördengängen oder Besorgungen. Daher auch der Name des Projekts.
„Garaths gute Geister“ bietet Arbeitsgelegenheiten für Erwachsene ab 25 Jahren. Die Teilnehmer*innen arbeiten als Quartiershelfer*innen, Hausmeisterhelfer*innen und im Begleitservice für ältere Menschen. Sie unterstützen bedürftige Menschen, stärken das nachbarschaftliche Miteinander und verschönern das Stadtbild.
„Wir arbeiten unter anderem mit einem Senior*innenheim, verschiedenen Grundschulen und aktuell mit dem SOS-Kinderdorf zusammen“, sagt AWO-Mitarbeiter Joachim Schmidt. Manche Teilnehmende können aus gesundheitlichen Gründen ihren ursprünglichen Job nicht mehr ausüben und finden hier eine neue Aufgabe.
Fit für den ersten Arbeitsmarkt
„Derzeit betreuen wir zwölf Erwachsene bis kurz vor dem Rentenalter mit ganz unterschiedlichen Qualifikationen“, erklärt Gabi Sonner. Gabi Sonner ist Diplom-Sozialpädagogin und arbeitet mit drei AWO-Kolleg*innen in dem Projekt, das es seit Ende 2022 gibt. GgG hat sein Quartier direkt neben der S-Bahn in der Nähe des Einkaufzentrums von Garath. Teilnehmen können alle, die beim Jobcenter gemeldet sind. Das Ziel von „Garaths gute Geister“ ist nicht die bloße Beschäftigung. Die Quartiershelfer*innen sollen fit gemacht werden für den ersten Arbeitsmarkt. Und es gibt Erfolge: „Wir haben zum Beispiel einen Teilnehmer, der Anfang 50 ist und im Senior*innenheim gearbeitet hat und jetzt übernommen wurde“, sagt Joachim Schmidt. „Das ist zwar eher die Ausnahme. Die Übernahme kommt eher selten vor, aber wir haben auch Teilnehmer*innen, die eine Ausbildung/Fortbildung absolvieren.“
Die meisten fangen mit fünfzehn Stunden pro Woche an. Im Laufe der Zeit können sie bis auf 30 Wochenstunden erhöhen. Die Beschäftigung läuft über Halbjahresverträge. Eine Verlängerung ist bis maximal drei Jahre möglich. Als Aufwandsentschädigung gibt es pro Stunde 1,50 Euro. Gabi Sonner: „Das, was sie hier verdienen, bekommen sie on top zu ihrer Unterstützung. Vor allem aber erhalten sie eine Tagesstruktur und haben eine sinnvolle Aufgabe.“
Mehr Bekanntheit im Stadtteil
Derzeit liegt ein Augenmerk des Projektes darauf, im Stadtteil bekannter zu werden. Vieles läuft über Mund-zu-Mund-Propaganda. Besonders eng ist die Zusammenarbeit mit dem Stadtteilbüro Garath 2.0, das praktischerweise schräg gegenüberliegt.
Was Gabi Sonner an ihrer Arbeit gefällt? „Dass ich ganz viel Umgang mit Menschen habe, sowohl bei den Teilnehmenden als auch bei den Leuten, die zu uns kommen – und dass wir etwas für unseren Stadtteil tun können, dass sich die Leute mehr zu Hause fühlen.“ Garath sei schon immer ein Stadtteil mit Handlungsbedarf gewesen. „Es wurde zwar etwas getan, aber nicht genug. Jetzt passiert endlich ein bisschen mehr – und das freut mich vor allem für die älteren Menschen.“
Gute Geister gibt’s übrigens nicht nur bei den Teilnehmenden. „Auch im Team haben wir viele gute Geister“, sagen Sonner und Schmidt. „Jede*r hat ihren/seinen eigenen Schwerpunkt und ergänzt die anderen; wir haben einen intensiven Austausch und unterstützen uns.“ Auch hier also ist er präsent – der gute Gemeinschaftsgeist von Garath.
Anlaufstelle für Familien: AWO-Erziehungsberatung bietet Unterstützung im Düsseldorfer Süden
Die AWO-Erziehungsberatung (EB) Garath startete 2011 in einer kleinen, angemieteten Wohnung. Seit 2015 befindet sich die EB an der Frankfurter Straße und ist Teil des Beratungszentrums der AWO. Sie hat sich zu einem festen Bestandteil der Beratungs- und Unterstützungslandschaft im Stadtteil entwickelt. „Unsere Aufgabe ist es, Familien und familienähnliche Systeme in ihren Ressourcen und Kompetenzen zu stärken und mit ihnen gemeinsam individuelle Lösungsstrategien zu entwickeln“, erklärt Einrichtungsleiterin Aspasia Zontanou. Die Einrichtung bietet unter anderem Beratung bei Erziehungsfragen und Trennung/Scheidung, Paarberatung sowie spezialisierte Beratung bei sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche an. Bei allen Beratungen ist es wichtig das Kind/die Kinder im Blick zu haben, auch wenn diese nicht immer anwesend sind. Das Team setzt sich aus sechs Fachkräften mit unterschiedlichen Schwerpunkten und Qualifikationen zusammen. Diese sind: Aspasia Zontanou, Rabia Daoudi, Natalia Rexius, Anna-Lena Pohlmann, Alina Grüten und Monika Lachmann.
Unbürokratische Hilfe
Monika Lachmann, die seit 2015 das Sekretariat führt, weiß: „Wir arbeiten hier vermehrt mit Familien in schwierigen Lebenssituationen. Hier sind Niedrigschwelligkeit und Einfühlungsvermögen gefragt! Der Erstkontakt der Klient*innen erfolgt telefonisch oder sie werden von Kooperationspartner*innen weitervermittelt. Hier im Beratungszentrum gibt es neben der Erziehungsberatungsstelle auch die Migrationsberatung und den Welcome Point, so dass mehrere verschiedene Hilfen unbürokratisch aus einer Hand erfolgen können.“
Spezialisierte Beratung
Im Sommer 2023 ist Alina Grüten mit der Stelle der spezialisierten Beratung bei sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in Garath gestartet. Betroffene Kinder und Jugendliche von sexualisierter Gewalt und deren Familien sowie auch pädagogische Fachkräfte können sich an Alina Grüten wenden, wenn sie Beratung und Unterstützung brauchen. Außerdem bietet sie Präventionsangebote in Form von Workshops, Projekttagen, Gruppenangeboten, Elternabenden und Schulungen für Kinder, Jugendliche, Eltern und Fachkräfte an.
Anna-Lena Pohlmann ist seit Anfang 2024 Teil des Teams der EB Garath. Als Mitarbeiterin der AWO ist sie außerdem in der Fachstelle Regenbogenfamilien tätig. Für Anna-Lena Pohlmann ist unter anderem die Arbeit in Kooperation mit den Familienzentren ein Gewinn, da diese für Eltern und Fachkräfte niedrigschwellig die Möglichkeit bietet, Beratungsgespräche in Anspruch zu nehmen. Die Fachkräfte aus den EBs sind monatlich für einige Stunden in den Familienzentren vor Ort, sodass die Eltern und Fachkräfte nicht erst eine Beratungsstelle aufsuchen brauchen, sondern direkt vor Ort Gesprächsangebote wahrnehmen können.
Mehrsprachiges Angebot
Für Aspasia Zontanou hat die Garather Erziehungsberatung einen klaren Vorteil: „Wir sprechen die Sprachen der Ratsuchenden. Die Klient*innen sind erleichtert, wenn sie in ihrer Muttersprache beraten werden. Unser Sprachangebot umfasst momentan arabisch, griechisch, russisch, französisch, englisch und polnisch.“ Hauptabteilungsleiterin Aleksandra Schmidt freut sich über die vielen unterschiedlichen Ressourcen und die Diversität im Team: „Nur so kann man in der heutigen Zeit auf die unterschiedlichen Bedarfe der Klient*innen adäquat reagieren.“ Die Klient*innen werden nicht nur in persönlichen Gesprächen vor Ort beraten, sondern die Beratung ist ergänzend auch telefonisch oder online möglich. Die Beratung ist kostenfrei und vertraulich.
Die Beratungsstelle liegt, verglichen mit den AWOZentralen an der Derendorfer Liststraße und der Schloßallee in Eller, etwas abseits. Kooperation und Zusammenarbeit sind daher besonders wichtig. Eine intensive Vernetzung der AWO-Anbieter*innen im Stadtteil ermöglicht es, auf die individuellen Bedürfnisse der Klient*innen einzugehen. Neben der Migrationsberatung und dem Welcome Point im AWO Beratungszentrum gibt es in Garath weitere AWO-Angebote. Aspasia Zontanou: „Wir sind ganz nah dran am Geschehen in Garath und somit nah bei unseren Klient*innen.“
Welcome Point: Neuer Standort, gleiche Mission
Herausforderungen und Erfolge in der Unterstützung von Zugewanderten
Von Benrath nach Garath: Der Welcome Point der AWO ist Anfang 2024 umgezogen. Erklärter Wunsch von Politik und Stadtverwaltung war es, das Angebot örtlich noch näher an die Zielgruppe zu bringen und insbesondere den südlichsten Teil Düsseldorfs besser abzudecken. Mark Schimmelpfennig, AWO-Hauptabteilungsleiter Kinder, Jugend, Familie, Bildung und Integration: „Der Wechsel des Welcome Points nach Garath ist ein direkter Mehrwert für die Menschen und den Stadtteil. Garath hat viele Vereine und Organisation, mit denen der Welcome Point kooperiert. So können neue Formen der Zusammenarbeit und neue Formate für Geflüchtete entstehen.“
Die Welcome Points entstanden 2015 als Reaktion auf die Flüchtlingskrise. Sie dienen als zentrale Anlaufstellen in den Stadtbezirken und fördern die Begegnung und Integration von Zugewanderten und der Düsseldorfer Bevölkerung. Henning Stomberg arbeitet seit 2016 für die AWO und wurde durch den Höhepunkt der damaligen Flüchtlingskrise motiviert. „Mich interessiert die Beratung von Menschen mit Migrationshintergrund“, erklärt der Sozialarbeiter. „Die Welcome Points richten sich an Menschen mit Migrationsgeschichte, egal ob sie neu hier sind oder schon länger hier leben.“
Zweimal pro Woche bietet Henning Stomberg Beratung zu festen Zeiten an. „Das ist ein einfach zugängliches Angebot für Hilfe bei Alltagssorgen. Ich berate viele Menschen, die Hilfe im Alltag benötigen. Dazu gehört die Bearbeitung von Post, Hilfe beim Ausfüllen von Formularen, Kommunikation mit Behörden oder die Vorbereitung von Behördengängen.“
Gruppenspezifische Freizeitprojekte
Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Entwicklung von Freizeitprojekten in Zusammenarbeit mit Akteur*innen im Sozialraum. Neu ist, dass die Teilnehmenden selbst entscheiden, was sie gerne machen möchten. „Wir geben nichts vor, sondern unterstützen“, betont Henning Stomberg. „In Benrath hatten wir beispielsweise einen Deutschkurs für Frauen, einen Malkurs und ein offenes ‚Café International‘. Ähnliche Projekte etablieren wir nun in Garath zusammen mit den hier lebenden Menschen.“
Aktuell gibt es in Kooperation mit Kin-Top e.V. das Angebot „Grillen und Chillen“, das jeden ersten Freitag im Monat stattfindet. Hier trifft man sich auf dem Kin-Top-Gelände zum ungezwungenen Beisammensein. Mitte Juli startete ein Projekt in Kooperation mit IKS e.V. (Integration Kunst Schaffen), das sich an ältere Menschen mit Migrationsgeschichte richtet und zweimal im Monat regelmäßige Treffen anbietet. Für das vom Welcome Point geplante offene Café sucht er noch Ehrenamtliche, die sich hier engagieren. Letztere sind noch für den Welcome Point in Benrath aktiv. Im Bürgerhaus Benrath gibt es den angegliederten Second-Hand-Shop „Lieb & Wert“.
Gemeinsames Miteinander
Die Welcome Points arbeiten bewusst niedrigschwellig. Insgesamt gibt es im Stadtgebiet sieben Welcome Points, die von unterschiedlichen Trägern betreut werden. Henning Stomberg ist gerne in Garath aktiv. „Ich finde die Arbeit sehr abwechslungsreich. Man ist hier im Zentrum des Geschehens und sehr nah an der Zielgruppe. Ob Beratung oder Vernetzung – man kommt viel mit Menschen in Kontakt. Und es macht Spaß, Projekte und Kooperationen zu entwickeln.“
Ein halbes Jahr nach dem Umzug ist der Welcome Point bei der Zielgruppe bereits angekommen. Stomberg: „Garath ist überschaubar. Man kennt sich, man grüßt sich.“ Ganz im Sinne der Idee der Welcome Points: das gemeinsame Miteinander im jeweiligen Stadtteil zu fördern.