Page 22 - AWO-Spiegel 02/21
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 Aufgrund einer Bund-Länder-Vereinbarung wurde die Zuständigkeit für bestimmte Volksgruppen auf die einzelnen Wohlfahrtsverbände aufgeteilt. Demnach
war die Arbeiterwohlfahrt zuständig für muslimi- sche Arbeitnehmer aus der Türkei, später auch
aus Marokko, Tunesien und Jugoslawien.
Die AWO erkannte frühzeitig den hohen Bera- tungsbedarf dieser Menschen und gründete die „Zentralstelle für Beratung und Förderung von aus der Türkei stammenden Arbeitnehmern“, auf Türkisch Türk-Danış (Türkische Beratung) genannt. Neben der Beratung in arbeits-, sozial- und ausländerrechtlichen Fragen förderten die zweisprachigen Sozialarbeiter*innen auch die Beziehung der Zugewanderten untereinan- der und den Kontakt zur deutschen Bevölkerung. 1965 gab es bundesweit bereits 20 Beratungsstellen der AWO für diese Zielgruppe. Ab 1967 bildete das Goethe-Institut Sozialarbeiter*innen der AWO aus, um ausländischen Arbeitnehmer*innen deutsche Sprach-
kenntnisse zu vermitteln.
Aufgrund der Energie- und Wirtschaftskrise beschloss die Bundesregierung im November 1973 einen An- werbestopp. Dieser markierte den Beginn des Dauer- aufenthalts der Gastarbeiter. Viele holten jetzt ihre Familien nach und begannen, sich auf eine längere Zeit in der Fremde einzurichten. Die Verbindungen
zur alten Heimat gingen zurück, vor allem bei Kindern der zweiten Generation. Diese und die folgenden Generationen kennen die Türkei häufig nur noch als Urlaubsland. Elisabeth Hartmann
 Vorbildliche Integration...
 Vom "Gastarbeiter" zum
Professor
Zu Beginn des Jahres 2021 lebten rund 11,5 Millionen Ausländer*innen in Deutschland, knapp 1,5 Millionen davon sind türkische Staatsbürger*innen. Die Zahl der Menschen mit Migrationshintergrund ist erheblich höher, denn zahlreiche Ausländer*innen haben die deutsche Staatsbürgerschaft oder sind in der Bundesrepublik geboren.
Die ehemaligen Gastarbeiter*innen haben eige- ne Unternehmen gegründet mit rund 400.000 Beschäftigten. Es gibt türkischstämmige Minister*innen und Hochschulprofessor*innen, Betriebsräte, IT-Fachleute und Fußballer, die für die deutsche Nationalmannschaft spielen.
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         Integration
Bildung
Arbeit Anerkennung
Familie
Sprache

















































































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