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Der Weg in ein neues Leben
AWO unterstützt auch heute noch ehemalige „Gastarbeiter*innen“
Auch nach dem Anwerbestopp 1973 stellte die AWO ihre Unterstützung für „Gastarbeiter*innen“ nicht ein, son- dern baute ihr Beratungsangebot sogar noch aus.
Im Zuge der Anwerbeabkommen waren auch Jugendliche und junge Erwachsene ins Land gekommen, die manch- mal mit dem Gesetz in Konflikt gerieten und Unterstüt- zung beim Umgang mit der Justiz benötigten. Diese konnte das städtische Jugendamt nicht leisten. Im März 1979 eröffnete die AWO Düsseldorf daher die Jugend- gerichtshilfe für Türken und Jugoslawen. Das Angebot besteht bis heute fort. Die Mitarbeitenden unterstützen mittlerweile junge Menschen aller Nationen.
Die Arbeitsmarktkrise seit der Mitte der 1970er Jahre traf jugendliche Migrant*innen in besonderem Maße, Ausbildungsplätze waren rar. Die AWO Düsseldorf er- weiterte daher ihre traditionellen Arbeitsfelder um den Bereich der beruflichen Bildung und bot einjährige MSBE- Lehrgänge an (Maßnahmen zur sozialen und beruflichen Eingliederung ausländischer Jugendlicher) für zunächst zwölf junge Migranten. Dies war der Grundstein des spä- teren „Berufsbildungswerks“ und der heutigen „Berufs- bildungszentrum gGmbH“, die einer der größten Anbie- ter der Jugendberufshilfe in der Landeshauptstadt ist.
Im Januar 2005 trat das Zuwanderungsgesetz in Kraft, eine umfassende Reform der Bestimmungen der Migrati- ons- und Integrationspolitik sowie des Aufenthaltsrechts von Nichtdeutschen. Die ehemalige Sozialberatung der AWO wurde unterteilt in die Migrationserstberatung (MEB) und Integrationsagentur (IA), die das Ziel verfolgt, Potenziale und Ressourcen von Migrant*innen durch Hil- fe zur Selbsthilfe zu unterstützen und den Prozess der interkulturellen Öffnung zu begleiten.
Im Laufe der Jahre wurde das Angebot für Migrant*innen weiter ausgebaut. So wurde mit Unterstützung der IA ein Demenz-Netzwerk für Migrant*innen gegründet und das Projekt BABA (Vater) angeboten, das sich an Väter mit Migrationshintergrund richtet und die Erziehungskom-
Die Mitarbeiterinnen der MBE, Majdouline Bassori (l.) und Saida Ouans- saidi. (Foto: kws)
petenz der Väter stärken soll. Sogar einen deutsch-mus- limischen Karnevalsverein hat ein Mitarbeiter der IA in Düsseldorf gegründet. Das „zentrum plus“ der AWO in Flingern-Süd hält vornehmlich Angebote für Eingewan- derte und ihre Familien vor und berät die Besucher*in- nen auch in Türkisch.
In Düsseldorf-Lierenfeld hatten einst die Mannesmann- Röhrenwerke ihren Sitz. Noch heute wohnen viele ehe- malige türkische Mitarbeitende im Stadtteil. Die AWO hat dort das Projekt „Entwicklung altersgerechter Quartiere in NRW“ durchgeführt, um die Bedarfe der Migrant*innen im Senior*innenalter zu ermitteln und entsprechende Angebote zu unterbreiten.
In den AWO-Kitas werden heute Kinder aus aller Welt betreut. Sie feiern gemeinsam das traditionelle muslimi- sche Fastenbrechen und lernen vielfältige Kulturen ken- nen und schätzen. Elisabeth Hartmann
AWOspiegel 2/2021 | Seite 23